Mittwoch, 03. April 2013 / 21:45 – 22:40 Uhr
ARTE
Dokumentation (Frankreich 2012, Erstausstrahlung) John Adams gilt als Meister der Minimal Music. Der Komponist schuf Werke für Solisten, Kammermusik, symphonische Stücke, Lieder und Opern. In seinen Tondichtungen spiegeln sich die reiche, vielfältige musikalische Geschichte sowie die kulturelle Vielfalt der USA mit all ihren Brüchen wider.
Gelegentlich wird Adams in einem Atemzug mit Steve Reich und Philip Glass genannt. Doch viel größeren Einfluss üben Wagner und Strauss, Sibelius und Strawinsky, Varèse, Gershwin und Bernstein auf ihn aus. Durch jazzige Klänge und Synkopen ist seine Musik besonders zugänglich. In den USA gilt er heute als der einflussreichste Komponist seiner Generation, der technische Begabung und ästhetische Ambitionen auf höchstem Niveau vereint.
Der Dokumentarfilm von Mark Kidel zeigt zahlreiche Ausschnitte aus Werken des amerikanischen Komponisten, die die wunderschönen Aufnahmen klanglich untermalen und wie für sie komponiert zu sein scheinen. John Adams gilt als introvertiert und zurückhaltend. Die ausführlichen Interviews, die er Mark Kidel gegeben hat, sind daher ein seltenes Privileg.
Adams spricht über seine Kindheit in Neu England, seine Jahre in Harvard, den Einfluss seines Vaters – der gleichzeitig Jazzklarinettist und Geschäftsmann ist -, seine erste Reise nach Kalifornien und seine Entscheidung, sich an der Westküste niederzulassen, die ihm noch heute Inspirationsquelle für seine Arbeit ist. Landschaft und Natur haben John Adams immer wieder neue Anregungen gegeben. Seine Werke führen seit Jahren die Liste der in den USA am häufigsten aufgeführten zeitgenössischen Kompositionen an.
John Adams wurde 1947 in Worcester, Massachusetts geboren und wuchs auch an der amerikanischen Ostküste auf. Schon als Zehnjähriger beschäftigte er sich mit Musiktheorie und Komposition. Erste praktische Erfahrungen sammelte er durch seinen Vater beim Klarinettenunterricht. Als Heranwachsender spielte Adams in kleinen Orchestern und Festspielumzügen mit und trat als Solist auf.
Später setzte er seine musikalische Ausbildung an der Harvard University fort und machte 1969 einen Abschluss in Komposition. 1971 zog er nach Kalifornien und war schnell in die blühende und abwechslungsreiche Szene der zeitgenössischen Musik in San Francisco involviert. Zehn Jahre lang unterrichtete er am San Francisco Conservatory of Music, übernahm unter anderem die Leitung des New Music Ensembles und wirkte als Berater der San Franciso Symphony.
Gleichzeitig beschäftigte er sich intensiv mit der Minimal Music eines Steve Reich und Philip Glass, was wie eine Initialzündung auf Adams' Schaffen und seine musikalische Karriere wirkte. Er entwickelte die "New and Unusual Music"-Serie für die San Francisco Symphony und wurde 1983 erster Hauskomponist des Orchesters. Einige seiner erfolgreichsten Orchesterwerke wie "Harmonium" (1981), "Grand Pianola Music" (1982) und "Harmonielehre" (1985) hat er in jener Zeit geschrieben. Die in Zusammenarbeit mit der Autorin Alice Goodman und dem Theaterregisseur Peter Sellars entstandenen Opernwerke "Nixon in China" (Grammy, 1989) und "The Death of Klinghofer" wurden weltweit aufgeführt und gehören zu den bekanntesten Opern der jüngeren Musikgeschichte.
Im Laufe seiner Schaffensperiode hat Adams aus Elementen des musikalischen Minimalismus und der Spätromantik einen kraftvollen, unverwechselbaren Stil entwickelt. In der Presse gilt er als "Melancholiker unter den Minimalisten".
(pt/wa)