Alceste

07. November 2014 - 09:15 Uhr

Sonntag, 09. November 2014 / 00:40 – 03:05 Uhr
ARTE

Oper (Frankreich 2014, Erstausstrahlung) Admetos, der König von Pherai in Thessalien, liegt im Sterben. Doch die Götter versprechen ihm, ihn zu verschonen, wenn sich an seiner statt jemand anderes opfert. Dann würde er ebenso viele Jahre geschenkt bekommen, wie er bereits auf Erden gelebt hat. Nur seine Gattin, Königin Alceste, willigt ein und stirbt. Ihre Opferbereitschaft bewegt die Götter. Daraufhin steigt Herkules in die Unterwelt hinab, befreit Alceste und beschützt gleichzeitig Admetos, so dass am Ende beide glücklich vereint weiterleben können.

Königin Alceste (Angela Denoke)

Königin Alceste (Angela Denoke)

Christoph Willibald Glucks Geburtstag jährt sich im Jahr 2014 zum 300. Mal. Aus diesem Anlass präsentierte das Teatro Real de Madrid eine Neuproduktion von "Alceste", inszeniert von dem polnischen Regisseur Krzysztof Warlikowski.

Die Oper entstand 1767 in Wien. Die italienische Urfassung überarbeitete Gluck für eine spätere Aufführung in Paris im Jahr 1776 und stützte sich dabei auf einen französischen Text von François-Louis Gand Le Bland Du Roullet, der bereits das Libretto für "Iphigenie in Aulis" schrieb. Die beiden Fassungen weisen zahlreiche Unterschiede auf, die Personen sind teilweise nicht identisch und die Szenen anders angeordnet. Die für Paris überarbeitete Version konzentriert sich stärker auf die beiden Hauptprotagonisten und wird häufig als die gelungenere angesehen. Sie wurde mehrfach ins Deutsche, Italienische und Englische übersetzt und vom 18. bis ins 20. Jahrhundert in den wichtigsten europäischen Opernhäusern zur Aufführung gebracht.

Krzysztof Warlikowski spricht sich gegen eine zu naive Auffassung der Oper aus und wählt stattdessen eine entschieden idealistische Weltsicht. Gluck erzählt die Geschichte jener antiken Königin, die ihr Leben gibt, um das ihres Mannes, König Admetos, zu retten. Wie unglücklich muss man sein, um sein eigenes Leben der Macht zu opfern? Warlikowski nutzt die sich daraus ergebenden Fragen über die Monarchie und die Faszination des Todes, überträgt jedoch die Geschichte in die heutige Zeit und macht Alceste zu Lady Diana – eine aufwühlende und mutige Neuinterpretation der Barockoper.

Rollen und Darsteller: Alceste (Angela Denoke), Admetos (Paul Groves), Oberpriester von Apollon (Willard White), Evandro (Magnus Staveland), Herkules (Thomas Oliemans), Apollo (Isaac Galán), Ein Herold / Orakel (Fernando Radó).

Die Inszenierung wurde im Teatro Real de Madrid am 4. und 7. März 2014 aufgezeichnet. Um Warlikowskis Lesart der antiken Geschichte gerecht zu werden, war der Filmregisseur Stéphane Metge von Anfang an bei den Proben zugegen. So stehen auch bei seiner künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Werk die Hinterfragung der Rolle der Medien und das Nachdenken über die Darstellung von Macht im Mittelpunkt. Er verwendete für die Opern-Aufzeichnung neun Kameras, filmte aber, um den Darstellern so nahe wie möglich zu sein, zusätzlich mit einer tragbaren Schulterkamera direkt auf der Bühne. Die subjektive Kameraführung bringt die innere Zerrissenheit der Königin und ihre schwerwiegenden Fragen über die Sinnhaftigkeit ihres Opfers noch einmal mehr zum Ausdruck.

(pt/wa)

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