Leipzig/Berlin (MH) – Der Direktor des Bach-Archivs Leipzig, Peter Wollny, hat zwei bislang unbekannte Orgelwerke dem Komponisten Johann Sebastian Bach zugeschrieben. Die beiden Ciaconas in d-Moll und g-Moll sind jetzt die Nummern 1178 und 1179 im Bach-Werkeverzeichnis (BWV).
Die Werke erklangen am Montag zum ersten Mal seit 320 Jahren, interpretiert von dem niederländischen Organisten Ton Koopman während eines Festaktes in der Thomaskirche zu Leipzig. Beide Stücke sind am selben Tag im Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel erschienen und somit für die Allgemeinheit zugänglich.
Wollny hat die beiden Kompositionen vor mehr als 30 Jahren in der Königlichen Bibliothek Belgiens entdeckt. Seitdem sammelte er zahlreiche Hinweise, die sich nun mit der namentlichen Identifizierung des Schreibers zu einem vollständigen Bild fügen: "Wir können definitiv sagen, dass die Abschriften um 1705 von dem Bach-Schüler Salomon Günther John angefertigt worden sind. Stilistisch erhalten die Werke darüber hinaus Merkmale, die man zu dieser Zeit in Bachs Werken findet, sonst aber bei keinem anderen Komponisten", sagte der Musikwissenschaftler.
"Johann Sebastian Bach ist heute ein absoluter Weltstar", erklärte Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos). "Seine Musik überbrückt Epochen, verbindet Generationen und bleibt Maßstab wie Kompass. Dieses Erbe zu bewahren, zu erforschen und zu vermitteln – wissenschaftlich, künstlerisch und bildungspolitisch – ist unsere Verantwortung."
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) lobte die Arbeit des Bach-Archivs. Dessen Forschung "stärkt Leipzigs internationale Strahlkraft und vertieft unser Verständnis eines Komponisten, der die Musikgeschichte geprägt hat wie kaum ein anderer", sagte er.
Das 1950 gegründete Leipziger Bach-Archiv versteht sich als musikalisches Kompetenzzentrum am Hauptwirkungsort von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Sein Zweck ist, Leben und Werk des Komponisten und der Musikerfamilie Bach zu erforschen, sein Erbe zu bewahren und als Bildungsgut zu vermitteln.
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(wa)
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