Kein deutscher Film hat die Geschichte des Kinos nachhaltiger beeinflusst als der Klassiker "Metropolis" aus dem Jahre 1927. Als erster Film überhaupt wurde er in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen. Ein künstlerisch einzigartiges Werk, das man gesehen haben muss. Dieser Meinung ist auch das Landesjugendorchester Bremen. Gemeinsam mit dem Kommunalkino "City 46" haben sich die Musiker entschlossen, den Drei-Stunden-Film von Regisseur Fritz Lang aufzuführen.
Stummfilmen widmet das Ensemble jedes Jahr eine ganze Arbeitsphase. "Metropolis" hat das Orchester bereits 2002 aufgeführt. "Der Film begeistert die Musiker enorm", sagte LJO-Geschäftsführerin Katharina-Nora Tiedtke dem Nachrichtenmagazin musik heute. "Die Atmosphäre, einen Film live zu begleiten und einen unmittelbaren Kontakt zu den Emotionen des Publikums zu bekommen, stellt für unsere Musiker eine ganz besondere Erfahrung dar." Daher traf die Idee des künstlerischen Leiters Stefan Geiger und von Kino-Geschäftsführer Karl-Heinz Schmid sofort auf offene Ohren, in diesem Jahr die neue Fassung von "Metropolis" aufzuführen.
"Metropolis" war direkt nach der Premiere mehrmals gekürzt worden, erhebliche Teile gingen in aller Welt verloren. 2008 waren in Buenos Aires rund 30 Minuten verschollen geglaubter Filmszenen entdeckt worden. Damit konnte "Metropolis" in einer Länge wiederhergestellt werden, die beinahe der Originalfassung entspricht. Bei der Rekonstruktion nutzte die Murnau-Stiftung in Wiesbaden die Musik, die Gottfried Huppertz für den Film komponiert hatte. Die Premiere dieser restaurierten Fassung war das Highlight der Berlinale im vorigen Jahr.
Am 28. und 29. Oktober 2011 begleitet das LJO Bremen den Film mit der Musik, die Frank Strobel 2010 nach den Originalnoten herausgegeben hat. Drei Stunden dauert die Aufführung, mit einer Pause nach dem 2. Akt. Dafür haben die 69 jungen Musiker zwischen 13 und 25 Jahren sechs Wochen lang zu Hause geübt. Und seit vergangenen Samstag proben sie intensiv unter der Leitung von Stefan Geiger.
Die Filmvorführungen mit Live-Musik finden im BLG-Forum statt, der alten Lagerhalle eines Bremer Logistikunternehmens. Beginn ist jeweils 19:30 Uhr. Eintrittskarten zum Preis von 20,- Euro (ermäßig 15,- Euro) sind noch an der Abendkasse und bei Nordwestticket erhältlich.
Porträt: Restauratorin Anke Wilkening nutzte für “Metropolis” den Original-Soundtrack
Interview: Dirigent Frank Strobel: Durch “Metropolis” die Filmmusik entdeckt
(wa)