München (MH) – Für eine Mozart-Premiere der besonderen Art gab es am Freitagabend zur Eröffnung der 150. Opernfestspiele in der Bayerischen Staatsoper Ovationen: Konstantin Krimmel brachte als Don Giovanni ein großartiges Rollendebüt in München auf die Bretter seiner Ensemble-Heimat. Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski leitete ein souverän musizierendes Bayerisches Staatsorchester – und Regisseur David Hermann lieferte eine skurill-bedrückende Lesart des Stücks über menschliche und göttliche Besessenheiten.
Lange hat’s gedauert, bis Hermann zum ersten Mal an der Bayerischen Staatsoper inszeniert (bei den Salzburger Festspielen arbeitetet er bereits 2006) – und es darf gleich Mozarts "Don Giovanni" sein. Sein Interesse daran, die abseitigen Charakterstrukturen und Psychologien von Opernfiguren zu durchleuchten und schnörkellos zu zeigen, erweist sich bei der düster-tragischen Geschichte als ein machbarer Ansatz. In steingrauer bis grellbunter Szenerie, in der die immer sichtbaren Bühnenumbauten den Vorführeffekt der tragischen Entwicklung betonen, zeigt Hermann Giovannis zielsicheres Tänzeln in Richtung Abgrund. Sogar unterhaltsame Ideen wie die digitale Anzeige der Zahl seiner Liebschaften wirken eher düster als witzig.
Konstantin Krimmel ist mit 32 Jahren nicht nur auf dem Weg zum (Münchner) Publikumsliebling, sondern vor allem zu einem Sänger, der seine große Ernsthaftigkeit darstellerisch und stimmlich rollenfüllend auslebt. Sein Don Giovanni ist gekonnt elegant, krampfhaft verzweifelt, pseudolocker – eine dramatische Person, glaubwürdig dargestellt und stimmlich einfach schön sowie bis in feinste Verzierkunst und Legati gekonnt. Doch das gesamte Ensemble liefert ernste Mozartkunst: Christof Fischesser als Komtur, Vera-Lotte Boecker als Donna Anna, Giovanni Sala als wirbelnder Don Ottavio, Samantha Hankey als berührende Donna Elvira, Kyle Ketelsen als Leporello. Avery Amereau ist eine quirlige Zerlina und Michael Mofidian ein munterer Masetto.
Jurowskis penible Partiturbehandlung macht die immer wieder gespenstischen Modulationen transparent, betont aber eher den ins 20. Jahrhundert reichenden "modernen" Mozart, was stellenweise zu Längen führt. Auf jeden Fall eine sehenswerte Produktion.
© MUSIK HEUTE. Alle Rechte vorbehalten – Informationen zum Copyright
(mk/wa)
Mehr zu diesem Thema:
➜ Bayerische Staatsoper: Neuer Geschäftsführender Direktor
(23.06.2025 – 18:40 Uhr)
➜ Weitere Artikel zur Bayerischen Staatsoper
Link: