DOV: Fusionsentscheidung zu SWR-Orchestern aussetzen

14. September 2012 - 17:29 Uhr

Berlin – Eine endgültige Entscheidung über die Fusion der SWR-Sinfonieorchester in Stuttgart und Baden-Baden/Freiburg muss einstweilen ausgesetzt werden. Das hat die Rundfunkkommission der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) gefordert. Zur Prüfung von Alternativmodellen werde mehr Zeit als die eingeräumten drei Monate gebraucht. "Angesichts der Tragweite und der Langfristigkeit einer Fusionsentscheidung ist die vom SWR gesetzte Frist deutlich zu kurz", sagte der Vorsitzende der Rundfunkkommission, Hans-Reinhard Biere, laut einer Mitteilung der DOV vom Freitag.

Für die Fusion müsse der Sender zunächst ein konkretes Umsetzungskonzept erstellen. Wie ein einziges Orchester zwei 183 Kilometer voneinander entfernte Standorte sinnvoll bespielen könne, sei logistisch noch nicht geklärt. Zudem stelle sich die Frage, welcher Chefdirigent bereit wäre, zwei Orchester, die über Jahre hinweg kleiner werden, zu einem "Superklangkörper" zu formen. "Die Betroffenen und die Öffentlichkeit haben einen Anspruch darauf, zunächst verbindliche Antworten auf zentrale Fragen einer möglichen Fusion zu erhalten", erklärte Biere.

Das Vertretergremium aller deutschen Rundfunkklangkörper hatte sich auf seiner Sitzung am Dienstag in Frankfurt/Main grundsätzlich gegen die Zusammenlegung der beiden SWR-Orchester ausgesprochen. Sie würde bis 2025 rund 85 von gegenwärtig 202 Musiker-Arbeitsplätzen vernichten, die dem studentischen Orchesternachwuchs vorenthalten würden. Darüber hinaus ginge das eigenständige Profil beider Orchester unwiederbringlich verloren. Im übrigen würden die Einschränkungen des kulturellen Angebots an beiden Standorten und in der Region gegen den Kultur- und Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verstoßen.

"Katastrophal" nannte der Generalsekretär des Deutschen Musikrates, Christian Höppner, die beabsichtigte Orchesterfusion. Beide Klangkörper hätten über Jahrzehnte ein sehr unterschiedliches und auf sehr hohem Niveau stehendes Klangprofil entwickelt. Es sei nicht nachvollziehbar, "an so einer Stelle einen Schaden anzurichten, der – wenn überhaupt – erst in ferner Zukunft heilen wird", sagte Höppner in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin musik heute, das am Freitag erschienen ist.

(wa)

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