Mainz/Berlin – Der Südwestrundfunk (SWR) wird seine Orchester in Baden-Baden/Freiburg und Stuttgart zusammenlegen. Das hat der Rundfunkrat des Senders in Mainz beschlossen, teilte der SWR am Freitag mit. Alternativmodelle hätten die Sparnotwendigkeiten des SWR nicht ersetzen können, erklärte Intendant Peter Boudgoust. Mit der Fusion ab 2016 will der Sender jährlich fünf Millionen Euro sparen. Die Entscheidung sei "schmerzhaft, aber unter den gegebenen finanziellen Rahmenbedingungen unausweichlich", sagte Boudgoust.
Viele Zuschriften unterstrichen die kulturellen Leistungen der Orchester, was ihn sehr freue. "Allerdings sind diese Schreiben weit entfernt von Zusagen", sagte der Intendant. Er sei davon überzeugt, dass ein fusioniertes Orchester "die einzige wirklich zukunftsfähige Lösung ist". Der Beschluss sei notwendig, um dem SWR und den Musikern der Orchester Planungssicherheit zu geben, erklärte der Rundfunkrats-Vorsitzende Harald Augter. Als nächstes werde ein Hauptprobenstandort für das fusionierte Orchester bestimmt, sagte Hörfunkdirektor Gerold Hug. "Dann geht es darum, dieses neue Orchester und sein Profil mit dem Vorlauf, den wir jetzt haben, zu formen und zu erarbeiten."
"Das ist ein ’schwarzer Tag' für die Rundfunkklangkörper in Deutschland", sagte der Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung, Gerald Mertens. Mit der Fusion der beiden Orchester würden bis zu 80 Musikerarbeitsplätze und eine einzigartige Orchestertradition vernichtet. Der SWR habe sich für das Fusionsmodell anderthalb Jahre Zeit genommen, Kritikern und Fördervereinen aber nur drei Monate gelassen, um über die Sommerpause Alternativen zu entwickeln.
Als "nicht wieder gut zu machende Fehlentscheidung" kritisierte der Förderverein des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart den Fusionsbeschluss. Nicht zu entschuldigen sei der Image-Schaden, den der SWR dauerhaft zu tragen habe und den der Sender dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt zufüge.
Die Entscheidung des SWR widerspreche der besonderen Verpflichtung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten gegenüber der Kultur, betonte der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann. Die Orchester und Chöre der Sender seien "kein überflüssiges Beiwerk, sondern gehören zu den Kernaufgaben".
(wa)
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