Sonntag, 21. Juli 2013 / 00:05 – 00:50 Uhr
ARTE
Konzert (Frankreich 2010) Provokante Einfachheit statt gefühlvoller Romantik: Der Komponist Erik Satie zählte wie Picasso oder Cocteau zur künstlerischen Avantgarde der 1920er Jahre. Im Februar 2009 veranstaltete der Pianist Alexandre Tharaud in der Pariser "Cité de la Musique" einen Satie-Tag. Der ARTE-Mitschnitt bringt Saties bekannteste Werke ebenso zu Gehör wie Unerwartetes.
Auf dem Programm stehen Piano-Essentials wie die "Gnossiennes" und Werke im Geist der Jahrhundertwende, darunter "Le Piccadilly". Ferner zu hören sind ein Ausschnitt aus der Orchesterbegleitung des gemeinsam mit Cocteau und Picasso geschaffenen Balletts "Parade" und eine der ersten Filmmusiken mit dem Soundtrack zu René Clairs Film "Entr’acte". Einen Einblick in Saties Liedschaffen vermitteln die Arien aus dem Zyklus "Ludions" sowie einige überraschende Werke, die die Ernsthaftigkeit bekannter französischer Melodien mit witzigen Themen kombinieren. Bemerkenswert sind auch die Klavierstücke für vier Hände, darunter ein Ausschnitt aus einem Meisterwerk des Repertoires: "Trois Morceaux en forme de poire".
Der französische Komponist Erik Satie (1866-1925) wurde ab 1911 als Komponist zunehmend bekannt. Als Vertreter einer musikalischen Avantgarde stand er Anfang des 20. Jahrhunderts in Kontakt zu Picasso, Massine, Strawinsky und vielen anderen Künstlern. Jean Cocteau erkannte in ihm einen Stellvertreter einer modernen antiromantisch-klassizistischen Kunst. Die Groupe des Six stand anfangs unter seinem Einfluss, 1923 bildete sich um Satie die École d’Arcueil. Seine Kompositionen zeichnen sich durch eine klare, mitunter provokant simple Satztechnik, formale Freiheiten, bewusste Stilbrüche und ungewohnte Stilanleihen sowie absurden Humor aus. Saties Skepsis gegenüber etablierten Vorstellungen von Musik hat Künstler bis hin zu John Cage, aber auch Vertreter der Minimalmusic wie der Rockmusik nachhaltig beeinflusst.
Alexandre Tharaud zählt zu den großen französischen Klaviervirtuosen. Seine Einspielungen von Bach, Rameau, Chopin und Satie wurden von der Kritik mit einhelligem Lob bedacht. Éric Le Sage, Alexandre Tharauds Partner bei den vierhändigen Stücken, ist ein sehr beliebter Kammermusiker. Seine erdverhafteten Interpretationen bilden eine gelungene Ergänzung zu Tharauds leichtfüßigem Spiel. Jean Delecluse ist Tenor mit ausgezeichneten schauspielerischen Fähigkeiten. Er ist der ideale Interpret der von trockenem Humor geprägten Melodien Saties. Daniel Kawka an der Spitze des Lamoureux-Orchesters ist ein Spezialist des französischen Repertoires und der Musik des 20. Jahrhunderts.
(pt/wa)