Die Engel muss man fliegen hören – Was der BR-Chor aus Noten macht

23. Dezember 2014 - 08:40 Uhr

Donnerstag, 25. Dezember 2014 / 12:20 – 12:50 Uhr
Bayerisches Fernsehen

Dokumentation (Deutschland 2013, Erstausstrahlung) "Die Engel muss man fliegen hören!" – Mit diesem imaginären Apell wollte Peter Dijkstra die Chorsänger zu einer intensiven Tongebung animieren, gepaart mit Zartheit und Durchsichtigkeit. Für diese Kunst steht der BR-Chor. Stephanie Reinke und Stefan Brainbauer haben das Ensemble über den Sommer und Herbst 2013 mit ihren Kameras begleitet, waren von der ersten bis zur letzten Probe für Gioachino Rossinis "Petite Messe Solennelle" dabei. Peter Dijkstra und die Chor-Sängerinnen und -Sänger sprechen über ihre musikalische Arbeit und erzählen von dem menschlichen, jahrzehntelangen Miteinander.

Chor des Bayerischen Rundfunks

Chor des Bayerischen Rundfunks

Im Juli 2013 beginnt die erste Probe von Rossinis "Petite Messe solennelle". Wie immer bei einem neuen Programm legt Peter Dijkstra nicht nur fest, wie das Latein ausgesprochen werden soll. Akribisch fordert er auch die exakte Vokalfärbung, die beim kristallzarten "Kyrie" eben ein wenig mehr nach "ä" als nach "e" klingen soll. Drei Tage in Folge probt der Chor des Bayerischen Rundfunks konzentriert am musikalischen Ausdruck.

Seit 2005 ist Peter Dijkstra der Künstlerische Leiter des Chores des Bayerischen Rundfunks und genießt sowohl bei seinen Chormitgliedern als auch beim Publikum und auch in den musikalischen Fachkreisen höchste Anerkennung. Als Jutta nach 29 Dienstjahren ihren Ausstand vorbereitet, lässt sie alle Dirigenten, die sie in der Zeit kennen gelernt hat, Revue passieren.

Am Tag ihrer Abschiedsfeier singen sich junge Choranwärter für das anspruchsvolle Vorsingen ein. Zu sehen sind sie nicht, aber ihre schönen, klaren Stimmen sind zu hören. Für viele hauptberufliche Sänger und Sängerinnen ist eine Anstellung beim Chor des Bayerischen Rundfunks eine attraktive Sache: auf höchstem Niveau wird ein breites Spektrum gepflegt. Von der mittelalterlichen Motette bis zu zeitgenössischen Werken, vom Oratorium bis zur Oper. Und bei jedem Konzert ist das Haus voll. Die Wartelisten für die eigene Abo-Konzertreihe füllen mittlerweile einen ganzen Ordner.

Bei den Proben, Aufführungen und Reisen ist man im Chor nicht nur unter Kollegen. Vor allem unter den 44 Stammchoristen haben sich über die Jahre enge Freundschaften und sogar Partnerschaften entwickelt. Auch die menschliche Stimmung untereinander trägt zu der hohen Ausdrucksfähigkeit des Ensembles bei. Für neue Mitglieder gibt es eine relativ lange Probezeit: Denn nicht nur die Stimme oder die musikalische Flexibilität spielt eine Rolle, auch menschlich muss der oder die Neue zu der Gruppe passen.

Mitte Oktober geht es mit Rossinis "Petite Messe Solennelle" in die Endphase. Wirklich jede der detaillierten Anweisungen des Chorleiters steht in den Partituren. Schon bei der ersten Probe im Prinzregententheater bittet der Tonmeister um eine erste Aufzeichnung für die CD. Es ist eine Produktion und jeder Ton muss perfekt sein. Wie schaffen es die Sängerinnen und Sänger, bei jeder der vielen Wiederholungen ein und derselben Takte die gleiche emotionale Intensität in die Stimme zu legen?

Am Konzertabend sind Peter Dijkstra und die Sänger in positiver Anspannung, sie freuen sich auf die Aufführung. Und dann: Tatsächlich, Publikum und Radio-Zuhörer hören sie, die fliegenden Engel!

(pt/wa)

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