Mehrkosten bei Berliner Staatsopern-Sanierung früh absehbar

25. September 2015 - 16:06 Uhr

Berlin – Zeitverzögerungen und hohe Mehrkosten bei der Sanierung der Berliner Staatsoper haben sich schon vor Beginn der Arbeiten abgezeichnet. "Die Alarmglocken haben bei uns immer wieder geläutet, es war so ein Bauchgefühl", sagte der Technische Direktor der Staatsoper, Hans Hoffmann, am Freitag im Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses zu dem Bauskandal. Allerdings habe ihn die Senatsbauverwaltung weder an wichtigen Entscheidungen noch an Beratungen über Kosten und Termine beteiligt.

Staatsoper Zuschauersaal

Staatsoper Zuschauersaal

So sei eine kostengünstigere Variante, um die Akustik des Opernhauses zu verbessern, fallengelassen worden. "Warum, das entzieht sich meiner Kenntnis", sagte Hoffmann. In einer frühen Planungsphase habe es den Vorschlag gegeben, die Innenwände zu verschieben. Eine solche Lösung habe etwa die Dresdner Semperoper bevorzugt, um damit die Nachhallzeit der Musik um etwa eine Sekunde zu verlängern. Die Planer an der Staatsoper beschlossen jedoch, die Decke um vier Meter zu erhöhen und eine zusätzliche Galerie einzuziehen.

Wegen Planungspannen sowie Schwierigkeiten mit dem morastigen Grund und der maroden Bausubstanz sind die ursprünglichen Sanierungskosten von 239 auf inzwischen mehr als 400 Millionen Euro gestiegen. Die Wiedereröffnung verschob sich mittlerweile auf Herbst 2017. Der Untersuchungsausschuss will Mitte 2016 ein Ergebnis vorlegen. Der frühere Staatsopern-Intendant Peter Mussbach, der ebenfalls am Freitag geladen war, sagte kurzfristig ab.

Zu Unstimmigkeiten kam es laut Hoffmann auch bei der Planung für den unterirdischen Bau, der die Staatsoper mit den Probebühnen verbinden soll. Zwar habe es Hinweise gegeben, dass der breit angelegte Tunnel wegen der unberechenbaren Bodenverhältnisse teurer werden könnte, ob die Senatsplaner dies aber damals berücksichtigten, könne er nicht sagen.

Bei den Ausgrabungen für den unterirdischen Bau hatten Arbeiter Reste von Berlins mittelalterlicher Mauer entdeckt. Vor solchen Funden hatte bereits Hoffmanns Vorgänger Klaus Wichmann gewarnt, wurde aber nicht erhört. So musste der Tunnel mit Kosten in Millionenhöhe mit zusätzlichem Beton gegen die Pfähle und das Grundwasser abgesichert werden. Hoffmann verteidigte den Verbindungsbau: Damit ließen sich die Abläufe im Opernbetrieb schneller und kostengünstiger gestalten.

Auch der ehemalige Generaldirektor der Stiftung Oper in Berlin, Michael Schindhelm, sprach von großen Hindernissen im Vorfeld der Sanierung. Die Staatsoper sei in einem "dramatisch" schlechten Bauzustand gewesen. Die Vertreter der anderen beiden Opernhäuser innerhalb der Stiftung – die Deutsche Oper und die Komische Oper – hätten sich für das Thema nicht besonders interessiert. "Die Partikulargewalten der Opernhäuser waren enorm", sagte Schindhelm.

Der damalige Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) habe zwar die Lage erkannt, Gelder aber für die Sanierung verweigert, sagte Schindhelm. Erst nach einer Zusage des Bundes, sich an dem Projekt zu beteiligen, sei die Sanierung möglich geworden.

Update (25.09.2015 – 17:26 Uhr)

Die Koalitionsparteien SPD und CDU erklärten, die Staatsoper habe immer wieder Wünsche eingebracht und sei mit einer Maximalvariante in die Planungen gegangen. Dies habe immer wieder Zeit in Anspruch genommen. Innerhalb der Staatsoper habe es offenbar eine unzulängliche Abstimmung gegeben.

Dagegen sagte die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Sabine Bangert, die Kulturverwaltung, die für den Bedarf der Staatsoper an der Sanierung zuständig war, habe sich "komplett weggeduckt". Bisher sei nicht ersichtlich, warum bestimmte Entscheidungen getroffen worden seien, etwa die Erhöhung der Saaldecke, der Bau eines zweiten Probesaals für das Ballett oder die Verstärkung der Statik im Bühnenturm.

(dpa/MH)

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