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Stuttgart – Nach seiner umstrittenen Orchesterfusion will der Südwestrundfunk (SWR) seine international bedeutende Position in der musikalischen Avantgarde behaupten. Das neue SWR-Symphonieorchester biete in seiner ersten Saison 13 Uraufführungen, sagte der Künstlerische Gesamtleiter Johannes Bultmann am Mittwoch in Stuttgart. Die Neue Musik gehöre klar zum Profil des Orchesters, das am 22. September sein erstes Konzert gibt – in Stuttgart, dem Standort des Klangkörpers.
Mit der Fusion endet eine 70 Jahre alte Geschichte des Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg (SO) und des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart (RSO). Grund dafür sind Sparzwänge beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Der SWR will durch die Fusion fünf Millionen Euro pro Jahr einsparen. Mit dem Start der ersten Saison wird das Symphonieorchester nach SWR-Angaben das größte Konzertorchester Deutschlands sein.
Gegen die Verschmelzung der Klangkörper hatte es Proteste von Musikfreunden sowie heftige Kritik aus Politik und Kultur gegeben. Kritiker beklagten einen Verlust der kulturellen Vielfalt. Vier Jahre nach der Entscheidung gilt es als große Herausforderung, die beiden Traditionsensembles zusammenzuführen. Die Zahl der Musiker soll sich von derzeit etwa 175 auf dann 119 reduzieren. Ausgegangen werde von einem Zeitraum zwischen fünf und zehn Jahren, sagte Felix Fischer vom Orchestermanagement. Entlassungen soll es aber nicht geben.
"Die Arbeitsplätze der Musiker sind sicher", erklärte Fischer. Der Personalabbau erfolge, wenn Musiker aus Altersgründen oder wegen neuer Engagements ausscheiden, hieß es beim SWR. Spielen werde das Orchester in unterschiedlichen Formationen.
Insgesamt soll die Klassiksparte bei dem Sender noch stärker aufgestellt werden als bisher. Gebündelt würden die Aktivitäten künftig unter der neuen Marke SWR Classic. Der Sender hat nach eigener Darstellung weiterhin so viele Klangkörper wie keine andere ARD-Anstalt.
Erhalten blieben etwa das SWR Vokalensemble, die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, die SWR Big Band und das Experimentalstudio des SWR in Freiburg. Der Sender will sich zudem weiter an Veranstaltungen von Weltruf beteiligen – wie an den Donaueschinger Musiktagen für Neue Musik und den Schwetzinger Festspielen.
Hauptspielorte des neuen Orchesters sind neben Stuttgart auch Freiburg und Mannheim. Geplant sind zudem internationale Gastspiele, darunter in Spanien, in Großbritannien und in der Schweiz. Einen Schwerpunkt der Spielzeit 2016/17 bildet der "Fokus: Mahler – Saariaho" mit sechs Symphonien Gustav Mahlers und fünf Werken der finnischen Komponistin Kaija Saariaho. Artist in Residence ist der US-amerikanische Pianist Tzimon Barto.
Einen Chefdirigenten soll es zunächst nicht geben. Die Stelle soll zu einem späteren Zeitpunkt besetzt werden. Bis dahin setzt der SWR auf unterschiedliche Dirigenten, darunter David Afkham, Christoph Eschenbach, Philippe Herreweghe, Konrad Junghänel, Dimitrij Kitajenko, Ingo Metzmacher und David Zinman.
(dpa/MH)
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Link:
➜ http://www.swr.de/orchester-und-ensembles/orchester/
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