Koblenz – Besondere Schulklassen, in denen alle Kinder bestimmte Instrumente lernen, sind nach Ansicht des Bundesverbands Musikunterricht (BMU) zunehmend ein Erfolgsmodell. Seit etwa zwei Jahrzehnten gebe es an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland immer mehr sogenannte Bläser- und Streicherklassen, sagte BMU-Präsident Ortwin Nimczik am Mittwoch unmittelbar vor Beginn des 3. Bundeskongresses Musikunterricht in Koblenz. Dieses Konzept mit vielen Vorbildern in den USA werde oft zusammen mit Musikschulen umgesetzt.
Michael Pabst-Krueger, ebenfalls BMU-Präsident, betonte, wie sehr sich das Schulfach Musik gewandelt habe. "Wir hatten längere Zeit eher theorieorientierten Musikunterricht." Das stecke noch in vielen Köpfen. Doch längst gebe es eine große Vielfalt mit häufigem Praxisbezug von Musizieren inklusive Trommeln bis hin zum Tanz. Die Koblenzer Kulturdezernentin Margit Theis-Scholz sagte, Musikunterricht könne auch hervorragend geeignet sein, um Kinder mit ausländischen Wurzeln gut in deutsche Schulen zu integrieren.
Der rheinland-pfälzische BMU-Vorsitzende Andreas Wagner warnte indessen vor einer "schleichenden Entwertung unseres Fachs". BMU-Präsident Nimczik hatte schon kürzlich eine mangelnde Wertschätzung des Schulfachs Musik seitens der Politik beklagt: Es gebe zu wenige Musiklehrer und zu oft eine schlechte Ausstattung für den Musikunterricht. Am Mittwoch kritisierte Nimczik zudem, dass Rheinland-Pfalz den Bundeskongress Musikunterricht mit keinem Euro direkt fördere. Sachsen und Thüringen hätten die beiden früheren großen BMU-Tagungen jeweils fünfstellig unterstützt.
Bei dem laut BMU größten musikpädagogischen Kongress Europas fachsimpeln bis Sonntag mehr als 1.300 Musiklehrer aus ganz Deutschland über ihr Schulfach. Angeboten werden rund 400 Kurse. Unter dem Motto "Bildung – Musik – Kultur: Musik erleben – Musik reflektieren" gibt es Kulturpolitik und Musikpädagogik mit Workshops, Diskussionen, Ausstellungen, Konzerten, Preisverleihungen, Forschungsprojekten und einem Sonderprogramm für Lehramtsstudenten und junge Musiklehrer. Bundesweit gibt es rund 40.000 Musiklehrer für die etwa 13 Millionen Schüler.
(Von Jens Albes, dpa/MH)
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