Mittwoch, 07. Dezember 2011 / 20:15 – 23:25 Uhr
ARTE
Die neue Saison der Mailänder Scala wird eröffnet, und ARTE ist live dabei. Auf dem Programm steht Wolfgang Amadeus Mozarts Oper "Don Giovanni" in einer spektakulären Besetzung: Peter Mattei (Don Giovanni), Anna Netrebko (Donna Anna) und Bryn Terfel (Leporello) sowie Anna Prohaska (Zerlina). Regie führt Robert Carsen, die musikalische Leitung hat Daniel Barenboim. Annette Gerlach begleitet die ARTE-Zuschauer durch das Programm.
Personen:
Donna Anna – Anna Netrebko
Don Giovanni – Peter Mattei
Il Commendatore – Kwangchul Youn
Don Ottavio – Giuseppe Filianoti
Leporello – Bryn Terfel
Zerlina – Anna Prohaska
Donna Elvira – Barbara Frittoli
Masetto – Stefan Kocán
Dem Schriftsteller E.T.A. Hoffmann, der seinen dritten Vornamen "Wilhelm" aus Verehrung für Mozart in "Amadeus" umwandelte, galt "Don Giovanni" als "Oper aller Opern". Denn Mozarts Meisterwerk provoziert mit seinen Widersprüchen. Hier prallen Komik und Ernst, Wollust und Liebe, Spaß und Mord aufeinander, dass einem Hören und Sehen vergeht. Wer ist Opfer? Wer ist Täter? Die Zeit der klaren Verhältnisse in der Oper ist mit "Don Giovanni" vorbei. Robert Carsen interpretiert den Titelhelden dementsprechend auch nicht als tumben triebgesteuerten Lüstling. Im Gegenteil: Der Eros gilt seinem Don Giovanni als treibende Kraft der Freiheit, für die er bis zum Äußersten, seinem Tod, kämpft.
Für die beiden Protagonisten des Abends – Anna Netrebko und Peter Mattei – bedeutete "Don Giovanni" den internationalen Durchbruch: Netrebko überwältigte bei den Salzburger Festspielen 2002 als Donna Anna und Mattei 1998 in der Titelrolle beim Festival d’Aix-en-Provence. Und auch für Daniel Barenboim ist es gewissermaßen die Rückkehr zu seinen Wurzeln als Operndirigent: 1973 war es Mozarts so vielschichtiges Meisterwerk, mit dem er beim Edinburgh International Festival sein Musiktheaterdebüt feierte.
Die musikalische Leitung dieser "Don Giovanni"-Inszenierung hat Daniel Barenboim. Er wurde 1942 als Sohn russisch-jüdischer Einwanderer in Buenos Aires geboren. 1951 kehrte Barenboims Familie nach Europa zurück, um sich nur ein Jahr später in Israel niederzulassen. Den ersten Klavierunterricht bekam Barenboim von seinen Eltern. Als Siebenjähriger gab er mit Beethoven-Sonaten sein Debüt. In den 50er Jahren folgten erste Konzerte in Paris, London und New York. Dirigieren studierte Barenboim bei Igor Markevitch in Salzburg, Komposition bei der Zentralfigur des Neuen Klassizismus in Frankreich, Nadia Boulanger. Ab 1967 trat er zunehmend auch als Dirigent in Erscheinung. 1973 feierte er einst mit der nun bei ARTE in spektakulärer Besetzung live übertragenen Mozartoper sein Musiktheaterdebüt.
1989 legte er die Leitung des Orchestre de Paris nieder, die er 1975 von Sir Georg Solti übernommen hatte, um an die neue Opéra de Paris zu gehen. 1991 wurde Barenboim Chef des Chicago Symphony Orchestras, 1992 zugleich Generalmusikdirektor der Staatsoper Berlin. Im Herbst 2000 wählte ihn die Staatskapelle Berlin zum Chefdirigenten auf Lebenszeit. 2006 erhielt er den Ehrentitel "Maestro Scaligero" (Meister der Scala) von der Mailänder Scala, deren neue Saison am 7. Dezember 2011 eröffnet wird. Dort dirigierte er bereits Patrice Chéreaus gefeierte Inszenierung von "Tristan und Isolde" (2007). Als Gastdirigent arbeitet Barenboim weiterhin mit den Berliner und den Wiener Philharmonikern zusammen.
(pt/wa)