Samstag, 20. Oktober 2018 / 22:20 – 23:05 Uhr
3sat
Dokumentation (Deutschland 2018, Erstausstrahlung) Schriftsteller Wladimir Kaminer blickt hinter die Kulissen der Dresdner Semperoper und zeigt, wie ein Opernabend entsteht – von von den ersten Ideen bis zur Premiere. Er berichtet von Theaterevakuierungen, unpässlichen Hauptdarstellern und anderen Dramen, die zu meistern sind, bevor es am großen Abend heißt: Vorhang auf!
Fast ein Jahr lang ist Kaminer bei den Vorbereitungen für den neuen Opernabend dabei. Er begleitet Regisseurin Elisabeth Stöppler bei der schwierigen Aufgabe, gleich zwei Opern an einem Abend auf die Bühne zu bringen: "Oedipus Rex" von Igor Strawinsky und den Einakter "Il Prigioniero" von Luigi Dallapiccola, ein zeitgenössisches Werk, das für Kaminer so brachial klingt als "sei ein Panzer über die Noten gefahren".
Wie beginnt die Arbeit an einer Inszenierung, und welche großen und kleinen Katastrophen passieren auf dem Weg zur Premiere? Kaminer taucht tief in den Opernkosmos ein: Er ist dabei, als die Ideen am Wohnzimmertisch entstehen. Er fiebert mit, als einer der Hauptdarsteller ausfällt und als während der wichtigen ersten Bühnenprobe plötzlich die gesamte Oper evakuiert werden muss. Er hilft in der Schneiderei bei der Anprobe und fährt mit dem Logistik-Team Bühnenbilder quer durch die Stadt in die Außenlager. Dass am Premierenabend trotz aller Schwierigkeiten tatsächlich "der Lappen hoch geht", wie die Opernleute sagen, ist für Kaminer am Ende ein genauso großes Wunder wie für die, die tagtäglich daran arbeiten.
An der Semperoper entsteht ständig so viel Neues – dem Schriftsteller kommt es vor, als könnte man bald ganz Dresden mit den Bühnenbildern ausfüllen. Der südafrikanische Nachwuchstenor Khanyiso Gwenxane arbeitet hart für seinen Auftritt in Stöpplers Inszenierung, aber für ihn geht es in dieser Spielzeit um noch viel mehr: Er kämpft um seine berufliche Zukunft und muss nebenbei verschiedene Vorsingen vorbereiten. Ob er ein Anschluss-Engagement an einer anderen Oper bekommt oder ob er doch zurück muss nach Südafrika, das ist am Anfang der Dreharbeiten völlig unklar. Und Kaminer hat seine Zweifel, dass der junge Sänger es tatsächlich schaffen kann, das schwere Kostüm, das er für die neue Produktion der Semperoper verpasst bekommt, zum Leben zu erwecken. Am Anfang der Proben sieht das nach einer unerfüllbaren Mission aus.
Dass am Premierenabend trotz aller Schwierigkeiten tatsächlich "der Lappen hochgeht", wie die Opernleute sagen, ist für den Schriftsteller aus Berlin am Ende ein genauso großes Wunder wie für die, die tagtäglich daran arbeiten.
(pt/MH)
Mehr zu diesem Thema:
➜ Weitere Artikel zur Semperoper Dresden
Link:
© MUSIK HEUTE. Alle Rechte vorbehalten – Informationen zum Copyright