München/Berlin (MH) – Die Chefredaktion der "Süddeutschen Zeitung" hat wegen eines Feuilleton-Artikels über den Pianisten Igor Levit um Entschuldigung gebeten. Viele Leser hätten die Veröffentlichung scharf kritisiert und seien empört, schrieben Wolfgang Krach und Judith Wittwer in einem am Dienstag Abend online veröffentlichten Beitrag in eigener Sache: "Manche empfinden den Text als antisemitisch, etliche sehen Levit als Künstler und Menschen herabgewürdigt. Auch er selbst sieht das so. Das tut uns leid, und deswegen bitten wir Igor Levit persönlich wie auch unsere Leserinnen und Leser um Entschuldigung."
In dem am 16. Oktober veröffentlichten Text unter der Überschrift "Igor Levit ist müde" ging es um Levit als Pianisten sowie um sein politisches Engagement und seine Äußerungen in sozialen Netzwerken. "Der Artikel in der @SZ hat mich getroffen", schrieb der Musiker am Montag auf Twitter. Über seine PR-Agentur ließ er ein Gesprächsangebot der Zeitung ablehnen.
Krach und Wittwer betonte, das Meinungsbild der Leserbriefe entspreche in etwa dem innerhalb des eigenen Hauses. Viele Redakteure empfänden etliche Stellen des Textes ebenfalls als antisemitisch. "Harte Kritik gibt es in der Redaktion am Begriff 'Opferanspruchsideologie', der nach dem Wortlaut des Textes zwar auf soziale Medien allgemein bezogen sei, aber so verstanden werden könne, dass er Levit gilt".
In der Redaktion sei in den vergangenen Tagen ausführlich, leidenschaftlich und kontrovers über den Levit-Text diskutiert worden. "Die Frage, was und wie wir aus dem Fall lernen können, wird uns weiterhin beschäftigen", schlossen Krach und Wittwer.
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(wa)
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