Sonntag, 11. August 2013 / 12:30 – 13:00 Uhr
ARTE
Dokumentationsreihe (Deutschland 2013, Erstausstrahlung) Seine Herkunft hat er nie verleugnet: "Ich bin und bleibe immer ein Bauer aus Roncole." Geboren als Kind eines Dorfwirtspaars in dem kleinen Dörfchen in der Provinz Parma blieb Giuseppe Verdi zeit seines Lebens tief verwurzelt mit seiner Heimatregion, der Emilia Romagna, dem flachen Land der Po-Ebene, der Heimat von Don Camillo und Peppone.
Anna Schmidt hat mit der Kamera die "Verdi-Stätten" in Roncole, Busseto und Parma besucht und die Wurzeln des Komponisten und Nationalhelden aufgespürt, dessen "Va pensiero" bis heute die heimliche Nationalhymne Italiens ist.
Als Großgrundbesitzer und Agrarunternehmer war er der wichtigste Arbeitgeber der Gegend. Sein Landsitz in Sant’Agata ist das Zentrum ausgedehnter Ländereien – und Verdis Kunstrefugium: "Ich bin hier und atme soviel Luft, wie ich will. Aber ich habe nichts zu bewundern als meine Kühe, meine Ochsen, Pferde und mache den Bauer, den Maurer, den Tischler, den Dienstmann, falls nötig … Mithin addio Bücher, addio Musik, mich dünkt, die Noten vergessen zu haben und sie nicht mehr zu kennen …", schreibt er 1880 an den Impresario Opprandino Arrivabene.
Die Emilia Romagna hat keine malerischen Landschaften zu bieten und nur wenig pittoreske Städte. Hier stellt man nichts zur Schau. Auch Verdi verbirgt sein Privatleben vor der Öffentlichkeit. Auf seinem Anwesen widmet er sich den alltäglichen Dingen des Lebens: als Bauer mit eigener Rinder-, Pferde und Geflügelzucht, der Molkereien, Bewässerungsanlagen und Kühlhäuser baut, Gemüse und Wein erntet und diesen täglich trinkt. Bei seinen Arbeitern ist er ebenso zu Hause wie auf den großen Opernbühnen der Welt.
Die karge Landschaft der Emilia Romagna hat Verdis Charakter geprägt – und er prägt noch heute die Gegend. Sein Porträt ist allgegenwärtig und steht auch in der Metzgerei neben der Auslage mit einer seiner Lieblingsspeisen, dem Edelschinken Culatello. Der Organist der kleinen Dorfkirche von Roncole zeigt gerne ehrfürchtig die alte Holztreppe, auf der damals der junge Messdiener Giuseppe Verdi zur Orgel hochstieg, die er schon mit neun Jahren im Gottesdienst spielte.
Als Komponist wie als Bauer ist Verdi reich genug, um als Wohltäter aufzutreten. Er finanzierte ein Krankenhaus und baute in Mailand die Casa Verdi, ein Altenheim für ehemalige Musiker. Auf die Frage, welches Werk er für sein Schönstes hält, soll er geantwortet haben: "Das Altenheim in Mailand." Das Haus ist sein Vermächtnis, hier liegt er neben seiner Frau Giuseppina Strepponi begraben.
Die weiteren Teile der Reihe sendet ARTE an den kommenden Sonntag.
(pt/wa)