Das Reichsorchester

09. August 2013 - 08:34 Uhr

Sonntag, 11. August 2013 / 20:15 – 21:00 Uhr
tagesschau24

Dokumentation (Deutschland 2010) Die Berliner Philharmoniker blicken auf eine lange Geschichte zurück. Regisseur Enrique Sánchez Lansch untersucht die Rolle des weltberühmten Orchesters in der Zeit des Nationalsozialismus. Wie war es, Mitglied der Berliner Philharmoniker zu sein, als das Orchester umworben war und eingespannt wurde für einen Kulturkampf, der in seinem aggressiven Antisemitismus gegenüber den Musikern und deren Familien nicht haltmachte? Blieb die damalige Philharmonie am Anhalter Bahnhof eine Bastion künstlerischer Selbstbestimmung oder geriet das Orchester unweigerlich in den Griff nationalsozialistischer Propaganda?

Hans Bastiaan

Schon kurz nach der Machtergreifung sichert sich Joseph Goebbels den vollen Einfluss auf die Berliner Philharmoniker und unterstellt sie seinem Ministerium. Eine wirtschaftliche Schieflage des bis dahin unabhängigen Orchesters hatte diesen schnellen Zugriff ermöglicht. Von nun an gab es kein Entrinnen mehr: Die Berliner Philharmoniker bildeten den musikalischen Rahmen der Reichsparteitage in Nürnberg und der Olympischen Spiele 1936; Hitler und Goebbels hielten viele ihrer Reden direkt vom Orchesterpodium aus; regelmäßig gab es Konzerte für das Winterhilfswerk und die KDF-Bewegung. Zahlreiche Auslandsreisen sollten die Verbindung von deutscher Erneuerung und Hochkultur eindrucksvoll unter Beweis stellen.

Wie es dazu kam, und warum trotzdem eine umfassende Nazifizierung des Orchesters ausgeblieben ist, beschreibt Enrique Sanchez Lansch in seiner Dokumentation. Sein Film stützt sich ausschließlich auf persönliche Erinnerungen ehemaliger Orchestermitglieder und deren Angehöriger. Nach "Rhythm Is It!" aus dem Jahr 2004 nähert sich der Regisseur den Berliner Philharmonikern zum zweiten Mal und auf ganz andere Weise.

(pt/wa)

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