Die Ungarische Rhapsodie Nr. 2 cis-Moll von Franz Liszt wurde neben "Cat Concerto" mit Tom & Jerry und "Rhapsody Rabbit" mit Bugs Bunny in zahlreichen weiteren Zeichentrickfilmen eingesetzt. Und das, obwohl die Nr. 2 (von 19 "Ungarischen Rhapsodien", die Liszt komponiert hat) eines der schweren Stücke der klassischen Klavierliteratur ist.
Der erste Zeichentrickfilm mit der Ungarischen Rhapsodie stammt von Walt Disney. In "The Opry House" von 1929 spielte Micky Maus Teile aus diesem Werk, wie auch aus dem Cis-Moll Prelude von Rachmaninov. 1937 produzierte Max Fleischer den Cartoon "A Car-Tune Portrait". Darin dirigiert ein Löwe ein Orchester aus Tieren. Ihr Konzert endet in einer regelrechten Bühnenschlägerei. Die Orchesterfassung von Liszts Rhapsodie kam erneut 1938 in Disneys "Farmyard Symphony" zum Einsatz, gefolgt von Richard Wagners Tannhäuser. Der Film war Episode 71 aus der Serie "Silly Symphonies", die sich zwischen 1929 und 1939 thematisch mit Musik beschäftigte.
Regisseur Fritz Freleng hatte das Werk vor "Rhapsody Rabbit" (1946) bereits 1941 in seinem Film "Rhapsody in Rivets" verarbeitet. Der sieben Minuten lange Streifen (übersetzt: "Rhapsodie in Nieten") hat aber nichts mit der gleichnamigen Zweiten Rhapsodie von George Gershwin zu tun, die dieser 1931 komponiert hatte. Vielmehr handelt der Film (deutscher Titel: "Musik am Bau") von einer Baustelle, auf der die Handwerker – "dirigiert" von einem Vorarbeiter – zum Klang der Musik einen Wolkenkratzer errichten. Es ist faszinierend, wie die Musik durch die Bewegungen und Handlungsabläufe visualisiert wird.
Freleng, der in den 1960er Jahren besonders mit der "Pink Panther"-Serie erfolgreich war, setzte die Ungarische Rhapsodie erneut 1948 in "Back Alley Oproar" (mit Kater Sylvester und Elmar). Und in "My Dream Is Yours" lässt der Regisseur die Schauspielerin Doris Day mit Bugs Bunny tanzen – wieder zu der Musik von Franz Liszt.
Selbe Musik, andere Hasen: In "Falsches Spiel mit Roger Rabbit" kam es mit der Musik zu einem Klavierduell zwischen Daffy Duck und Donald Duck. Auch die Disneyland-Attraktion "Roger Rabbit’s Car Toon Spin" in Anaheim (Kalifornien) wird mit der Rhapsodie untermalt. Buster Bunny, Plucky Duck und Hamton mussten in der "Tiny Toon Adventures"-Episode "C Flat or B Sharp?" (1990) ein "Ach du heiliges Klavier" (so der deutsche Titel) in einen Konzertsaal transportieren – zur Ungarischen Rhapsodie. 1991 wurde in "Bugs Bunny’s Overtures to Disaster" noch einmal an die Szene zwischen Kater Sylvester und Elmar erinnert.
Katzen, Mäuse, Hasen – wie wäre es mit einem Specht? Woody Woodpecker (1954) spielte die Rhapsodie "um sein Leben": In "Convict Concerto" versteckte sich ein Bankräuber in seinem Konzertflügel.
Aber nicht nur im Zeichentrick-, sondern auch im Realfilm hat das Klavierstück von Franz Liszt immer wieder für Vergnügen gesorgt. Die Marx Brothers haben "Nr. 2" gleich mehrmals gespielt. In "Ein Tag beim Rennen" (1937) dirigiert Harpo Marx eine Orchesterfassung. In "Eine Nacht in Casablanca" (1946) wird die Rhapsodie am Klavier von Chico kurz angespielt und später von Harpo auf seiner Harfe. Der großartige Danny Kaye singt in dem Film "Der falsche Revisor" (1949) zu der Musik von Franz Liszt, um eine Wundermedizin zu verkaufen. 1950 wurde mit der Musik sogar eine Kinderschallplatte produziert: "Daffy Duck’s Rhapsody", gesungen von dem damaligen Synchronsprecher der Ente, Mel Blanc.
Zeichentrickfiguren, Komiker … wer fehlt noch? – Ja, Puppen! In der Muppet Show spielte Rowlf der Hund 1979 mit Victor Borge "vierhändig" die Ungarische Rhapsodie Nr. 2. Der aus Dänemark stammende Pianist und Komödiant hatte unter anderem Unterricht bei Frederic Lamond, einem Schüler von Franz Liszt. Die Frisur von "Rowlf" erinnerte Victor Borge an Bach, deshalb erklärte er dem Hund: "Hast du gewusst, dass es drei 'Bach' gibt? Johann, Sebastian und Offen-Bach."
Bis heute ist das virtuose Werk von Franz Liszt in der Unterhaltung zu hören. Das wahrscheinlich jüngste Beispiel ist die 2010 entstandene Episode "Judge Me Tender" aus der Serie "Die Simpsons".
Unterhaltsam sind diese Filme alle, und jeder Zuschauer hat darunter einen oder mehrere Favoriten. Noch größer wird das Vergnügen, wenn man das Originalstück kennt. Dann kann man nachvollziehen, wie die Produzenten mit der Musik gearbeitet haben.
(wa)
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