Liebe überwindet Religionshass: Meyerbeers "Hugenotten" an Deutscher Oper Berlin

14. November 2016 - 12:13 Uhr

Berlin (MH) – Lodernde Feuerkreuze auf der Bühne künden vom größten Massaker während der Religionskriege im Frankreich des 16. Jahrhunderts. In der "Bartholomäusnacht" ermordeten Katholiken 1572 mehrere Tausend Protestanten in Paris. In einer packenden Inszenierung des Amerikaners David Alden hat Giacomo Meyerbeers "Die Hugenotten" an der Deutschen Oper Berlin am Sonntag eine umjubelte Premiere gefeiert.

"Die Hugenotten"

"Die Hugenotten"

Der deutsche Komponist jüdischer Herkunft verknüpft das blutige Religionsdrama mit einer Liebesgeschichte, die sich zunächst in einem fast operettenhaft-frivolen Rahmen abspielt. Der protestantische Edelmann Raoul von Nangis verliebt sich in Valentine. Die Tochter des katholischen Grafen von Saint-Bris ist eigentlich dem Grafen von Nevers versprochen. Doch Königin Marguerite von Valois, die durch die eigene Heirat mit dem hugenottischen König Heinrich von Navarra die tiefen Gräben zwischen den Religionen überbrücken will, plant ihre Hofdame mit Raoul zu vermählen. Während das junge Paar zunächst durch ein Missverständnis entzweit wird, nimmt das weitere Unglück seinen Lauf.

In seinem mehr als vierstündigen Opus stürzt Meyerbeer das Publikum fortwährend in ein Wechselbad der Gefühle. Tragische und komödiantische Momente sind eng miteinander verwoben. Nachdem zu Beginn der nach und nach zu einem Schlachtgesang gesteigerte Luther-Choral "Ein feste Burg ist unser Gott" erklingt, wird bei den Katholiken fröhlich gezecht und getanzt. Hinter dieser Fassade des Hedonismus werden aber bereits die Messer gewetzt.

Juan Diego Flórez beeindruckt als Raoul mit seinem sicher geführten Heldentenor, der anfangs allerdings etwas blass wirkt, etwa in der von der Viola d’Amore begleiteten Romanze "Ah! Quel spectade enchanteur …" Je weiter die Handlung ihrem dramatischen Höhepunkt zustrebt, umso mehr entfaltet die Stimme des peruanischen Startenors jedoch ihre Strahlkraft. Die Russin Olesya Golovneva ist mit einem fein timbrierten, leuchtenden Sopran die ideale Besetzung für Valentine. Weniger überzeugen kann hingegen die Italienerin Patrizia Ciofi als Königin Marguerite. Sie zeigt zwar viel komödiantisches Geschick, kommt insgesamt aber schrill und einen Tick zu hysterisch daher.

Zu den großen Höhepunkten des Abends gehören sicherlich die Arien des hervorragenden Basses Ante Jerkunica, der die abgründige Rolle des Marcel mit Bravour verkörpert. Raouls Diener vollzieht zum Schluss die protestantische Trauung seines Herrn mit Valentine, bevor das Paar auf Befehl von Saint-Bris niedergemetzelt wird. Vorher zelebrieren Raoul und Valentine ihre Liebe in dem anrührenden Duett "Tu l’as dit: oui, tu m’aimes".

Die Sänger, der in Großbesetzung auf der Bühne agierende Chor und das unter Michele Mariotti transparent und nuanciert spielende Opernorchester erhielten nach der Premiere am Sonntagabend begeisterten Beifall. Nur vereinzelt mischten sich Buhrufe für die Regie in den langen Applaus. Trotz der Länge des Stücks, das im Zentrum des Meyerbeer-Zyklus an der Deutschen Oper steht, blieb die Hochspannung an diesem Abend bis zum letzten Ton erhalten.

(Von Corina Kolbe)

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(13.11.2016 – 23:17 Uhr)

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