Münchner "La Fille de régiment": Sängerbrillanz auf altbackener Bühne

22. Dezember 2024 - 22:16 Uhr

München (MH) – Mit viel Jubel für das Protagonistenpaar Pretty Yende als Marie und Xabier Anduaga als Tonio sowie Münchens darstellerisches Urgestein Sunnyi Melles feierte das Premierenpublikum in der Münchner Staatsoper am Sonntag die Neuproduktion von Gaetano Donizettis "La Fille de régiment". Obwohl die Inszenierung von Damiano Michieletto sehr mühsam lustig bis schwerfällig daherkommt, sorgten das brillante Sängerensemble und die souveräne Leistung des Bayerischen Staatsorchesters unter Stefano Montenari für eine gediegene Aufführung mit einigen beeindruckenden Momenten.

"La Fille de régiment"

"La Fille de régiment"

Dass Xabier Anduaga wie mühelos seine neun Hohen Cs der Freundesarie feiert, dass man Pretty Yende nicht nur mit Koloraturtechnik sondern vor allem als Lyrikerin erlebt, ist allein schon ein Grund, diese Produktion zu besuchen. Ein Kunstgriff ist, Sunnyi Melles als Duchesse de Crakentorp mit einem kurzen Auftakt-Auftritt zu präsentieren und zwischendurch die Handlung auf Deutsch kommentieren zu lassen – allein, weil man sich so mit einem in München verehrten Schauspielstar mit Witz und unnachahmlicher Bühnenpräsenz schmücken kann.

Denn ein Feuerwerk von Witz und Charme ist Michielettos Inszenierung nicht. Zu aseptisch wirkt das Bühnenbild von Paolo Fantin, das im ersten Akt nur aus weißen Wänden und der Fototapete eines verschneiten Waldes besteht, zu kalt das Licht, zu hart die Optik des in weißen Uniformen primitiv umherpolternden Regiments. Ist die Ausstattung ein Zugeständnis an magerere Finanzen oder die Tatsache, dass die Koproduktion mit dem Teatro San Carlo in Neapel auch dort schnell und praktisch funktionieren muss? Pausenlos jedenfalls lässt Michieletto die Personen auf der kahlen Bühne Aktionen ausführen, die von Leichtigkeit, Humor oder Slapstick meist weit entfernt sind. Wobei die Darstellung einer ausschließlich naiv-tölpenhaft erscheinenden Armee den Betrachter aktuell vielleicht besonders ratlos zurücklässt.

Glücklicherweise lassen sich die Sänger von der altbackenen Regie musikalisch nicht beirren, und so komplettiert noch Dorothea Röschmann als Marquise de Berkenfield die Protagonistenriege. Freunde von Donizettis Belcanto-Kunst kommen bei dieser Produktion musikalisch voll auf ihre Kosten.

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(mk/wa)

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