Aribert Reimanns Oper "L’Invisible" begeistert in Frankfurt

30. März 2025 - 22:58 Uhr

Frankfurt am Main (MH) – Ergriffenen Beifall spendete das Premierenpublikum am Sonntagabend im Frankfurter Opernhaus für eine bildstarke, psychologisch packende Inszenierung von Aribert Reimanns letztem Werk, das mit seiner "Trilogie lyrique" aus dem Jahr 2017 dreimal das Thema Tod umkreist.

"L'Invisible (La mort de Tintagiles)"

"L’Invisible (La mort de Tintagiles)"

Daniela Löffner, Hausregisseurin am Staatsschauspiel Dresden, verstärkt bei ihrem Operndebüt das symbolische Ineinandergreifen der drei vertonten Theaterstücke nach Maurice Maeterlinck. Fabian Wendlings gewaltig herabhängende Erdbrocken, die auf ihrer Oberfläche Blumenwiesenidylle zeigen, weiter hochgezogen aber mit lang herabhängenden Wurzelsträngen den Blick ins Totenreich offenbaren, schaffen eine beklemmende Atmosphäre.

Alle Sänger können in ihren Mehrfachbesetzungen unterschiedlichste Facetten zeigen. So wandelt sich Irina Simmes von der ängstlichen Ursule in "L’Intruse", über die besorgte Marie in "L’Intérieur" zur kämpferischen Ygraine im dritten Teil, die verzweifelt, aber erfolglos versucht, ihren kleinen Bruder Tintagiles vor der Ermordung durch die Großmutter zu retten. Der erst zehnjährige Victor Böhme meistert diese ausgedehnte Sprechrolle mit beeindruckender rhythmischer Klarheit und erinnert dabei an den zwölfjährigen Bruder Aribert Reimanns, dem der Komponist sein Werk widmete. Er kam im Berliner Bombenhagel 1944 ums Leben.

Titus Engel, erstmals mit einem Werk von Aribert Reimann im Orchestergraben betraut, bewegt sich elegant im erweiterten Sechstonraum und weiß kurze Staccato-Phrasen ebenso packend auszugestalten wie heftige Todesangstkantilenen. Vor allem bei den unheimlichen Barock-Madrigalen der fluiden Countertenöre Iurii Iushkevich, Tobias Hechler und Dmitry Egorov läuft das Frankfurter Opern- und Museumsorchester zu großer Form auf.

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(bb/wa)

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