Sonntag, 12. August 2012 / 13:00 – 13:50 Uhr
ARTE
Dokumentation (Deutschland/Frankreich 2008) Wer es in New York schafft, schafft es überall. Das dachte sich der italienische Fleischersohn Tony Amato, als er in den 40er Jahren in die amerikanische Metropole kam, um sich den Traum vom eigenen Opernhaus zu erfüllen.
Mit seiner Frau Sally kaufte er ein heruntergekommenes Haus in der Bowery Street, einer damals berüchtigten Straße Lower Manhattans. Das Haus bekam eine Bühne, einen Orchestergraben, einen Kostümfundus und Werkstätten. Die 107 Plätze waren von Anfang an ausverkauft. 61 Jahre lang stand Tony Amato im Mittelpunkt dieser Miniaturoper.
In Manhattan herrscht Feierabendverkehr. Am Steuer seines Wagens sitzt der Tenor Vincent Titone und singt sich warm. Er ist auf dem Weg in die Amato Oper, das kleinste Opernhaus der Welt. Nur diesen einen Tag wird er mit den Kollegen und Maestro Tony Amato proben – dann ist schon Premiere von "Cosí fan tutte", der letzten Inszenierung in dieser Saison.
Im Opernhaus herrscht Hochbetrieb. Gestern Abend lief noch die letzte Vorstellung von Verdis "Il Trovatore", heute muss die Kulisse für die Premiere der Mozartoper eingebaut werden. Und dann ist in zwei Tagen auch noch die Feier zum 60-jährigen Jubiläum der Oper.
So lange ist sie schon ein Ort für Träumer und Talente, zukünftige Profis und ewige Amateure. Die Künstler, die hier singen und musizieren, sind im Alltag Büroangestellte, Informatiker oder Ärzte. Am Abend verwandeln sie sich zu umjubelten Opernhelden. So manche Sängerkarriere hat hier ihren Anfang genommen, die Karriere anderer kam nicht weiter als bis hierher.
Das Haus in der Bowery Street in Lower Manhattan überdauerte auch den radikalen Wandel dieser Straße vom gefährlichen Slum zum trendigen Szeneviertel. "Wir bauen schon fleißig Bühnendekorationen, nähen Kostüme, machen Vorsingen für die nächste Saison, die – so hoffe ich – Mitte September eröffnen wird", sagt Tony Amato und strahlt.
Der Opernimpressario Tony Amato hatte zeit seines Lebens die Vision, jungen Sängern zu einem Bühnenauftritt in New York zu verhelfen und große Oper mit wenig Mitteln zu machen. Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten an diesem Film war Amato 88 Jahre alt – und feierte mit seinen Inszenierungen immer noch Erfolge. Im Mai 2009 fiel nach sage und schreibe sechs Jahrzehnten der letzte Vorhang.
(pt/wa)