Donnerstag, 30. August 2012 / 10:48 – 11:18 Uhr
MDR-Fernsehen
Dokumentation (Deutschland 2011) Als Franz Liszt 1811 geboren wurde, standen in den Konzertsälen noch Hammerklaviere, wie Mozart sie spielte. Als Liszt 1886 starb, war der moderne Konzertflügel in seiner Entwicklung so gut wie abgeschlossen. Dazwischen lag eine Revolution im Klavierbau, und Liszt war ihr wichtigster Protagonist. Jedes Pianoforte, das die heftigen Hände des Meisters erdulden mußte, wird Liszt-Klavier genannt, aber dem ist nicht so.
Weimar besitzt zwei Liszt-Klaviere. Eines davon ist der Boisselot-Flügel, der Liszt ein Leben lang begleitete und an dem er viele seiner Werke schuf – das wahre Liszt-Klavier. Er stand Jahrzehnte im Depot des Weimarer Schlosses. Irreparabel, meinten die Experten, als er wiederentdeckt wurde. Das Instrument war völlig abgespielt, mit gerissenenem Stimmblock, schwer beschädigtem Resonanzboden und Wasserschäden.
Der alte Boisselot ist genau studiert worden, vom Klavierbauer der Replik und von den Musikhistorikern des Greifenberger Instituts. Das Klavier wurde geröntgt, 3-D-gescant, das Innere mit Endoskopen durchleuchtet. Der Klavierbauer Paul McNulty zerlegte das historische Klavier Stück für Stück, maß, grübelte, studierte, baute detailgetreu nach und hatte viele Rätsel zu lösen. Er fand heraus: der Boisselot ist ein "Dinosaurier" der Klavierbaugeschichte, zu neuem Leben erweckt, und sein Klang bringt Liszts große Zeiten zurück.
So hat Weimar eine detailgetreue Kopie des historischen Instruments. Hinter dem Nachbau-Experiment steckt eine Reise in die Geschichte des Klavierbaus, das Geheimnis des Starpianisten, ein Rätsel in Liszts Leben. Und das Erlebnis der Wiedergeburt des Klaviers. Ein Team des MDR war vom ersten bis zum letzten Schritt mit der Kamera dabei.
(pt/wa)
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