Spuren der Verirrten – Oper und Dokumentation

11. April 2013 - 08:02 Uhr

Sonntag, 14. April 2013 / 10:15 – 12:45 Uhr
3sat

Mit der Oper "Spuren der Verirrten" von Philip Glass wird am 12. April 2013 das "Musiktheater am Volksgarten", die neue Spielstätte des Landestheaters Linz, eröffnet. Mit dem modernsten Opernhaus Europas beginnt eine neue Ära, die bereits aufgrund der technischen, architektonischen und ökologischen Qualitäten des Neubaus weit über die Grenzen der Region für Aufmerksamkeit sorgt. 3sat zeigt eine Aufzeichnung der Oper und eine Dokumentation über den Umzug vom alten in das neue Landestheater.

Spuren der Verirrten (10:15 – 12:20 Uhr)

Neues Musiktheater Linz

Opernaufzeichnung (Österreich 2013, Erstausstrahlung) Die Oper "Spuren der Verirrten" symbolisiert den historischen Moment, in dem die neue künstlerische Zeitrechnung beginnt. "Wo sind wir?" – Die Frage, mit der die "Passanten" Peter Handkes 2006 entstandenes Buch "Spuren der Verirrten" beschließen, verweist in unheilvollem Zirkelschluss auf den Anfang des Textes, wo "Der Zuschauer" zwei Gestalten sieht, die den Weg mit Brotbrocken markieren.

Das kaum kaschierte Hänsel-und-Gretel-Zitat etabliert schon zu Beginn die Sehnsucht nach einer Heimat oder einem Zuhause, die in Handkes zwischen Alltäglichem und Mythischem virtuos jonglierender Text-Welt jedoch zunehmend anachronistisch anmutet.

Eingerahmt von einem formal gefassten Solisten-Trio – "Der Zuschauer", "Der Protagonist" und "Der Dritte" – pilgert ein wachsendes Meer aus Paaren ziellos über den kaum definierten Bühnenraum, und die Versatzstücke ihrer Sprechtexte enthüllen ein Ausmaß an vergeblicher Sinnsuche, das in seiner provokant ausgestellten Banalität geradezu beklemmend ist: "Liebe, Freude, Weltraum, alles noch da, wie eh und je. Aber ohne Folge. Nichts, nichts hat mehr Folge."

Handke wartet in der zweiten Stückhälfte mit einem veritablen Ikonen-Kabinett aus Tätern oder Opfern der abendländischen Religions- und Kulturgeschichte auf: Isaak, Medea und Ödipus, Kain, Odysseus und Christus. Seinen so bitteren wie wachen Text zu einer Oper umzugestalten, ist eine Aufgabe, für die Komponist Philip Glass wie kein Zweiter prädestiniert erscheint. Trotzt doch sein Opernschaffen als Hommage an große "Lichtgestalten" der Menschheit – Einstein, Gandhi oder Echnaton – der Geschichte mutig jenen Sinn ab, den ihr Handke nicht mehr zuzutrauen vermag.

Russell Davies, Glass

Rollen und Darsteller: Der Zuschauer (Lutz Zeidler), A, Tänzer (Bram de Beul), B, Tänzerin (Sophy Ribrault), C, Tenor (Jacques le Roux / Pedro Velázquez Diaz), D, Sopran (Cheryl Lichter / Karen Robertson), E, Sopran (Gotho Griesmeier / Mari Moriya)
Chor, Extrachor und der Kinder- und Jugendchor des Landestheaters Linz, Gastchöre des Landes Oberösterreich, Bruckner Orchester Linz
Musikalische Leitung: Dennis Russell Davies, Ingo Ingensand
Inszenierung: David Pountney
Musik: Philip Glass
Libretto nach dem gleichnamigen Theaterstück von Peter Handke, eingerichtet von Rainer Mennicken

Die Stars hinter dem Vorhang – Helfende Hände im neuen Linzer Musiktheater
(12:20 – 12:45 Uhr)

Dokumentation (Österreich 2013) Der Umzug vom alten Landestheater – in dem nur das Schauspiel und einige Büros bleiben – in das neue Linzer Musiktheater ist für alle Mitarbeiter aufregend. Wie erobern sich die "Stars hinter dem Vorhang" das neue Haus? Die Dokumentation von Otmar Schrott stellt das neue Linzer Musiktheater vor und verfolgt einen Arbeitstag im neuen Haus. Über allem schwebt der Termindruck der Eröffnung am 12. April 2013.

(pt/wa)

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