Bundesweiter Aktionstag der Orchester – Protest gegen Kürzungen

01. Oktober 2013 - 10:50 Uhr

Berlin (mh) – Mit einem bundesweiten Aktions- und Warnstreiktag haben die deutschen Kulturorchester gegen Lohnstopp und Stellenabbau protestiert. An dem Ausstand unter dem Motto "Einzigartig. Erhaltenswert" beteiligten sich am Montagvormittag rund 100 Staats- und Kommunalorchester, teilte die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) mit. Nach ihren Angaben war es die größte derartige Protestaktion seit den 1950er Jahren in Deutschland.

Berliner Philharmoniker

Der Warnstreik begleitete den Beginn von Tarifgesprächen zwischen der DOV und dem Deutschen Bühnenverein. In der Vorwoche hatte das Bundesarbeitsgericht entschieden, dass die Lohnerhöhungen der Orchester nicht an diejenigen des öffentlichen Dienstes gekoppelt sind. Seit 2010 sind die Einkommen der Musiker unverändert geblieben. "Wenn für 2,2 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst das Geld für Tariferhöhungen da ist, ob in Eisenach, Remscheid oder Chemnitz, sollte es für rund 8.500 Orchestermusiker in Ländern und Kommunen auch noch reichen", sagte DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens.

Gleichzeitig forderten die Musiker den Erhalt der deutschen Orchesterkultur. Es müsse endlich Schluss sein mit dem Abbau von Orchester- und Musikerstellen, erklärte Mertens: "Unser weltweit einmaliges Kulturerbe ist massiv gefährdet." Allein in den letzten 20 Jahren seien von ehemals 168 Orchestern 37 verschwunden und Tausende Arbeitsplätze für junge Musiker vernichtet worden. "Orchesterauflösungen und -fusionen haben noch 131 Orchester übrig gelassen", sagte Mertens. Weitere Ensembles seien in ihrer Existenz akut bedroht.

Zahlreiche Klangkörper zeigten sich solidarisch mit von Einsparungen und Fusion bedrohten Orchestern. "Auch wir tragen eine hohe Verantwortung für die Zukunft der Orchesterkultur in Deutschland", erklärten die Berliner Philharmoniker bei einer Kundgebung vor ihrem Haus. Obwohl die eigenen Arbeitsbedingungen im Vergleich mit vielen anderen Orchestern gut seien, sehe das Leipziger Gewandhausorchester "mit großer Sorge die bundesweiten Entwicklungen", teilte das Ensemble mit. Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin verwies auf die weltweite Einzigartigkeit der deutschen Orchesterlandschaft. "International ist sie ein absolutes Alleinstellungsmerkmal", betonten die Musiker. Den Herausforderungen könne "nicht mit immer tieferen Einschnitten, sondern nur mit Intensivierung der Bildung wirksam begegnet werden".

(wa)

Link:

http://www.dov.org

Solidaritätserklärung des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin:

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