Aachen/Berlin (MH) – Das Theater Aachen hat eine Büste des Dirigenten Herbert von Karajan (1908-1989) aus seinem Foyer entfernt. Neueste Forschungsergebnisse und ein Vortrag des Wissenschaftlers Klaus Riehle hätten deutlich aufgezeigt, "dass Herbert von Karajan in der NS-Zeit kein unbeschriebenes Blatt war", erklärte Generalintendantin Elena Tzavara am Mittwoch. "All das hat uns bestärkt, die Büste in unserem Foyer vorerst zu entfernen." Zuvor hatte die "Aachener Zeitung" berichtet.
Der gebürtige Österreicher Karajan zählt zu den bekanntesten Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Unter anderem wirkte er mehr als drei Jahrzehnte lang als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Zu Beginn seiner Karriere war er 1935 an das Stadttheater Aachen gekommen, als damals jüngster Generalmusikdirektor Deutschlands. Später verbreitete Karajan, er sei nur in die NSDAP eingetreten, um diesen GMD-Posten antreten zu können. Inzwischen ist bekannt, dass er bereits 1933 Mitglied der Partei geworden war.
Das Theater übergibt die Büste dem Stadtmuseum Centre Charlemagne. Dieses werde bis zu der 2025 geplanten Ausstellung "200 Jahre Stadttheater Aachen" auch die NS-Zeit des Hauses aufarbeiten und die Büste in die Schau aufnehmen.
An den nun leeren Platz soll zunächst eine alte Büste von Wolfgang Amadeus Mozart kommen, die auch vorher schon dort gestanden hatte. Generalintendantin Tzavara hat die Plastik in der Unterbühne des Theatergebäudes entdeckt. Längerfristig würde sie gerne eine Büste des Komponisten und Dirigenten Leo Blech (1871-1958) aufstellen, "der einst ebenfalls in Aachen zu Ruhm gekommen ist".
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(wa)
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