Bayreuth – Wenige Wochen vor Beginn machen die Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele Schlagzeilen. Am Grünen Hügel steigt nicht nur die Aufregung, sondern auch die Anspannung. Wie ernst die Lage ist, zeigt die Tatsache, dass der in der Öffentlichkeit extrem schweigsame Dirigent Kirill Petrenko sich zu Wort meldet – und deutlich wird. Der Wirbel um ein angebliches Hügelverbot für die scheidende Festivalchefin Eva Wagner-Pasquier und die Umbesetzung der Siegfried-Partie in seinem "Ring des Nibelungen" haben ihn zu einer Stellungnahme veranlasst. Denn bislang hat sich der Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper kaum geäußert.
Nun schreibt er: "Ich bin zutiefst irritiert in Bezug auf den unprofessionellen und völlig würdelosen Umgang der Bayreuther Festspiele mit der Festspielleiterin Eva Wagner-Pasquier und dem Darsteller Lance Ryan, den zwei Persönlichkeiten, die mein bisheriges künstlerisches Wirken in Bayreuth maßgeblich mitgetragen haben." In der Vorwoche war bekannt geworden, dass Lance Ryan nicht mehr die Siegfried-Partie in Bayreuth singt, sondern durch Stefan Vinke ersetzt wird.
Er verspüre eine sehr große Vorfreude auf die Festspiele. Deshalb habe er im Vorfeld viele Kompromisse akzeptiert, so Petrenko weiter. "Die Ereignisse der letzten Wochen markieren allerdings eine Grenze, die ich nicht kommentarlos stehen lassen kann. Wo Wagner drauf steht, muss vor allem Mensch drinnen sein – das ist ja die erste Prämisse, die wir aus seinem Werk lernen. Nur die Verantwortung und der Respekt meinen Kollegen in Bayreuth gegenüber, die ich nicht so knapp vor Beginn der Proben im Stich lassen kann, hält mich davon ab, meine Mitwirkung aufzukündigen."
Die Festspiele beginnen am 25. Juli – mit "Tristan und Isolde" in einer Inszenierung von Festspielchefin Katharina Wagner. Wenn ihre Halbschwester Eva Wagner-Pasquier im September ausscheidet, wird sie die alleinige Hügelchefin sein. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte am Freitag über ein angebliches Hügelverbot für Wagner-Pasquier berichtet. Dirigent Christian Thielemann, der den "Tristan" dirigieren wird, soll dabei eine Rolle spielen. Dazu teilen zwei Gesellschafter der Festspiele, der Freistaat Bayern und die Mäzenatenvereinigung Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, mit: "Die im Artikel angesprochene Causa der Geschäftsführerin der Bayreuther Festspiele GmbH, Frau Eva Wagner-Pasquier, steht in keinerlei Zusammenhang mit irgendwelchen Forderungen von Seiten Herrn Christian Thielemanns." Weitere Gesellschafter sind die Stadt Bayreuth und der Bund. Von ihnen gab es am Freitag keine Stellungnahme.
Es bleibt vieles nebulös. Ist Wagner-Pasquier tatsächlich aufgefordert worden, sich in der heißen Probenphase vom Festspielhaus fernzuhalten? Er habe einen entsprechenden Brief erhalten, sagt ihr Anwalt Peter Raue. Dann aber gemerkt, dass es gar keinen offiziellen Beschluss dazu gibt. Und wer Georg von Waldenfels, Chef der Mäzenatenvereinigung, nach einem Bruch mit Wagner-Pasquier fragt, bekommt zur Antwort, dass man ja schließlich nach ihrem Ausscheiden aus der Geschäftsführung einen Beratervertrag mit ihr anstrebe. Das zeige, dass man sie weiter einbinden wolle. Und garantiert werde sich niemand hinstellen und der Urenkelin Richard Wagners den Zugang zum Grünen Hügel verwehren.
Wagner-Pasquier selbst äußert sich nicht. Wie meist. Sie gilt als zurückhaltend, die Öffentlichkeit meidet die 70-Jährige meist. Den Part der Repräsentantin hat die deutlich jüngere Katharina übernommen. Das Wort vom Hügelverbot dürfte jedoch bei Wagner-Pasquier unangenehme Erinnerungen wecken: Sie war in Bayreuth die rechte Hand ihres Vaters, des langjährigen Festspielchefs Wolfgang Wagner. Doch dann kam es zum Bruch: Wolfgang Wagner ließ sich von seiner ersten Frau Ellen Drexel scheiden, um seine Mitarbeiterin Gudrun Mack zu heiraten – die nur ein Jahr älter war als Eva. Die Tochter musste Bayreuth im Streit mit dem Vater verlassen. Zu einer Wiederannäherung kam es erst 2008. Wolfgang machte schließlich Platz für die Halbgeschwister Eva und Katharina.
(Von Kathrin Zeilmann, dpa/MH)
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Bayreuther Festspiele: Angebliches Hügelverbot für Co-Leiterin Wagner-Pasquier (05.06.2015 – 18:20 Uhr)
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