Forschungsprojekt Münchens Oper zur NS-Zeit: "Krasse Unterschiede zu anderen Häusern"

19. Januar 2016 - 13:38 Uhr

München – An der Münchner Oper war laut Forschern während der Nazi-Zeit alles anders als an vergleichbaren Häusern. "Es gibt krasse Unterschiede zwischen anderen Häusern und der Bayerischen Staatsoper in München", sagte der Theater- und Musikwissenschaftler Jürgen Schläder von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) am Dienstag bei der Vorstellung des von der Oper in Auftrag gegebenen Forschungsprojektes "Bayerische Staatsoper 1933-1963" in München. "Das Schönste ist, dass es keinen Skandal gibt", sagte Opernintendant Nikolaus Bachler. Damit stehe die Oper im Gegensatz beispielsweise zu den Bayreuther Festspielen.

Bayerische Staatsoper

Bayerische Staatsoper

Die Forscher haben demnach keine Hinweise darauf gefunden, dass die Opernleitung im von Adolf Hitler zur "Hauptstadt der Bewegung" ausgerufenen München zur Zeit seines Regimes besonders ideologisiert gewesen sei. Allerdings räumten die Wissenschaftler auch ein, dass viele Unterlagen von damals fehlen.

"Nicht eine einzige Hakenkreuzfahne auf dem Dach" hätten die Forscher auf alten Fotos entdeckt. "An der öffentlichen Oberfläche war es das glatteste Haus, das man sich vorstellen kann", sagte Schläder. Aber: "Auch in München wurden natürlich Fäden gezogen."

Auch in München mussten jüdische Künstler das Haus verlassen, daran sei die Opernleitung aber "nicht aktiv beteiligt" gewesen, sagte Schläder. Zur Uraufführung der Richard-Strauss-Oper "Capriccio" war die gesamte Nazi-Prominenz aus dem ganzen Land geladen. München war außerdem der geplante Standort für ein neues, überdimensional großes Opernhaus, für das Hitler höchstpersönlich Skizzen entwarf.

Bemerkenswert ist die Kontinuität auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges: Von den 38 Opern, die während der Nazi-Zeit in München aufgeführt wurden, standen 34 auch nach 1952 auf dem Spielplan – zum Teil in der gleichen Inszenierung.

Die Oper hatte das Forschungsprojekt im Jahr 2013 zum 50. Jubiläum der Wiedereröffnung des Nationaltheaters in Auftrag gegeben. Im Sommer sollen alle Ergebnisse vorliegen. Eine Publikation ist geplant.

(dpa/MH)

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http://www.staatsoper.de

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