Düsseldorf – Der mit Benefizkonzerten zugunsten von Obdachlosen bekanntgewordene Cellist Thomas Beckmann gerät wegen seiner Spendenpraxis unter Druck. Beckmann wies am Donnerstag Vorwürfe zurück, er führe einen zu geringen Teil an Spenden für Obdachlosen-Organisationen ab und betreibe eine intransparente Vereinspolitik. "Die Spenden wurden satzungsgemäß verwendet für Obdachlose und die Unterstützung der Benefiz-Konzerte", sagte Beckmann auf dpa-Anfrage.
Der Hilfsverein wird auch von der Stadt Düsseldorf und dem Land Nordrhein-Westfalen gefördert. Diese prüfen jetzt aber ihre Zuschüsse. Zuerst hatte die "Rheinische Post" über die Kritik an Beckmann berichtet.
In den vergangenen fünf Jahren habe das Land "Gemeinsam gegen Kälte" mit 307.200 Euro bezuschusst, teilte ein Sprecher des Sozialministeriums mit. Die Landesförderung wird derzeit vom Landesrechnungshof geprüft. Angaben zu Anlass und Umfang der Prüfung machte ein Sprecher der Behörde aber nicht.
Die Stadt Düsseldorf gab 2014 für den Verein 15.000 Euro. Die für 2015 beantragte Förderung von 50.000 Euro habe der Stadtrat mit einem Sperrvermerk belegt, sagte ein Stadtsprecher. Er solle aufgehoben werden, wenn der Verein ein Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) vorlege. Das seit 1992 vergebene DTZ-Siegel gilt als Gütezeichen für seriöse Hilfsorganisationen.
Beckmann sagte, der Verein werde bereits von der Stadt, dem Land, der Bezirksregierung und dem Finanzamt geprüft. Er brauche dafür kein DZI-Spendensiegel. Die meisten kleinen Vereine verfügten nicht darüber.
Im Jahr 2014 habe der Verein 121 000 Euro an Spenden ausgeschüttet, für 2015 bisher 99.000 Euro, sagte Beckmann weiter. Weitere rund 50.000 Euro sollen dazukommen. Wie hoch die Summe letztlich sei, hänge davon ab, wie die Konzerte 2016 liefen.
Derzeit seien seine Kirchenkonzerte bundesweit nicht mehr so gut besucht, "weil das Thema Flüchtlingshilfe das Thema Obdachlosigkeit völlig überlagert", sagte Beckmann. Er selbst bekomme ein Honorar von 4.000 Euro im Monat.
Insgesamt seien dem Hilfsverein vergangenes Jahr 177.000 Euro an Spenden zugeflossen, sagte Beckmann. An Gesamteinkünften verbuchte die Organisation 2015 der "Rheinischen Post" zufolge 400.000 Euro. In seinen Spendenbriefen weise er daraufhin, dass er das Spendengeld auch für die Organisation der Benefizkonzerte verwende, die er vorfinanziere, sagte Beckmann.
Der Musiker war zuletzt in die Schlagzeilen geraten, weil er sich weigerte, aus seiner Wohnung im historischen Schumann-Haus in Düsseldorf auszuziehen. Die Stadt möchte daraus ein Museum für den Komponisten Robert Schumann machen. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe habe ihm vorgeschlagen, in das Pförtnerhäuschen am Düsseldorfer Südfriedhof zu ziehen, sagte Beckmann und bestätigte damit einen Bericht des "Express". Beckmann wies den Vorschlag zurück. Er wolle "nicht an einem Friedhof mit weinenden Menschen wohnen" und dazu noch in der Nähe eines öffentlichen Pissoirs.
Derzeit bestreitet Beckmann zum 13. Mal eine mehrmonatige Benefiztournee. Rund 1,5 Millionen Euro sind nach Vereinsangaben bei den bisherigen Tourneen zusammengekommen.
(dpa)
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