Dresden – Mit einem Konzert des amerikanischen Komponisten Michael Nyman sind am Donnerstagabend die Dresdner Musikfestspiele eröffnet worden. Die 39. Ausgabe des Festivals will unterschiedliche Aspekte des Themas "Zeit" beleuchten. Mit Nymans Minimal Music setzte Intendant Jan Vogler zum Auftakt auf einen Stil, der streng von zeitlichen Abläufen geprägt ist. Dass die Techniker zu sehr an den Reglern drehten, trübte allerdings den Hörgenuss.
Im Zentrum des ersten Teiles stand das "War Work", das Nyman 2014 als Mahnmal für den Frieden komponierte, um an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges 100 Jahre zuvor zu erinnern. Als Solistin wirkte die walisische Altistin Hilary Summers mit. In der zweiten Konzerthälfte kam ein Werk zur Uraufführung, bei dem sich Nyman von Filmmaterial aus dem Hygiene-Museum in Dresden inspirieren ließ. "As You Watch The Athletes Score" begleitet Filme aus der Zeit von 1914 bis 1918, die Kriegsversehrte und deren Umgang mit Prothesen zeigen.
Nyman und seine Band wurden am Ende mit viel Beifall bedacht. Vogler zufolge strahlt die Musik des Briten viel Humanismus aus – etwas, was gerade in diesen Zeiten sehr gebraucht werde. Nach der Eröffnung konnten die Gäste bei einem "Wandelkonzert" im Deutschen Hygiene-Museum weiter Musik hören – unter anderem bei den King’s Singers und Studenten der Dresdner Musikhochschule. Bis Freitagvormittag sollen dabei durchgängig auch Erik Saties "Vexations" erklingen, die mit rund 18 Stunden Spieldauer den Ruf als längstes Musikstück der Welt haben.
Die Dresdner Musikfestspiele bieten bis 5. Juni 52 Aufführungen. Bereits am Freitag greift Intendant Vogler selbst in das Geschehen ein. Als Solist des Boston Symphony Orchestra ist der Cellist in der Frauenkirche zu erleben. Bei dieser Gelegenheit erhält der lettische Dirigent Andris Nelsons den mit 25.000 Euro dotierten Preis der Dresdner Musikfestspiele. Er wird von der Uhrenmanufaktur Glashütte Original gestiftet. Traditionell wird das Preisgeld vom Preisträger für ein Projekt der musikalischen Nachwuchsarbeit gespendet.
Das Dresdner Festival ist in diesem Jahr ein regelrechtes Gipfeltreffen namhafter Orchester. Neben den Musikern aus Boston treten unter anderem das Concertgebouw-Orchester Amsterdam, die Symphonieorchester von Pittsburgh und Singapore und das Israel Philharmonic Orchestra auf. Auch die Dresdner Orchester Staatskapelle und Philharmonie sowie das eigens für das Festival zusammengestellte Festspielorchester musizieren mit. Voglers Anliegen besteht aber auch darin, dem Nachwuchs eine Chance zu geben.
(dpa/MH)
Mehr zu diesem Thema:
➜ Dresdner Musikfestspiele vermitteln Gefühl für "Zeit"
(05.05.2016 – 09:45 Uhr)
➜ Weitere Artikel zu den Dresdner Musikfestspielen
Link:
➜ http://www.musikfestspiele.com
© MUSIK HEUTE. Alle Rechte vorbehalten – Informationen zum Copyright