Dresden – Die Dresdner Philharmoniker bekommen in ihrer 146. Spielzeit den lange ersehnten neuen Konzertsaal. Damit ist ab dem kommenden Jahr die seit 2012 dauernde Interimszeit mit Auftritten in mehreren Spielstätten der Elbestadt Geschichte. "Es bricht eine neue Ära für die Dresdner Philharmonie an", sagte Chefdirigent Michael Sanderling am Dienstag. Nichts sei für die Klangbildung eines Orchesters so gut wie ein hervorragender, eigener Saal. Mit seiner Ästhetik könne dieser zu einem Magnet werden. Der für rund 82 Millionen Euro umgebaute Kulturpalast wird am 28. April 2017 eröffnet. Dabei erklingt als Uraufführung ein Werk, das die Philharmonie bei dem polnischen Komponisten Krzysztof Penderecki in Auftrag gab.
Beim Eröffnungskonzert wirken unter anderem Geigerin Julia Fischer und der Bariton Matthias Goerne mit. Zum Abschluss erklingt das Finale aus Beethovens 9. Sinfonie, am Tag darauf wird die komplette Sinfonie aufgeführt. Damit blickt das Orchester auf die Eröffnung des Kulturpalastes am 7. Oktober 1969 zurück. Mit der "Neunten" wurde der damals größte Mehrzweckbau der DDR eröffnet.
2017 soll die "Ode an die Freude" mit Verszeilen wie "Alle Menschen werden Brüder" als humanistische Botschaft einer Stadt dienen, die als Hochburg der islam- und ausländerfeindlichen Pegida-Bewegung in Verruf geriet. "Die geistigen Schlaglöcher sind in dieser Stadt größer als die auf der Straße", betonte der Cellist Jan Vogler.
Als Intendant der Dresdner Musikfestspiele ist Vogler froh, endlich einen Raum in der Stadt zu haben, in dem sich die gesamte sinfonische Literatur aufführen lässt. Der Saal sei überfällig gewesen, sagte er am Dienstag. Die Festspiele würden im kommenden Jahr zehn Konzerte mit großen Orchestern und berühmten Künstlern im neuen Kulturpalast präsentieren.
Anfang Mai 2017 tritt Schlagersänger Roland Kaiser dort erstmals zusammen mit den Philharmonikern auf. Kaiser – Publikumsliebling in Dresden – hatte selbst die Idee dazu und will zur Eröffnung des Saals ein Lied komponieren, das zugleich als Geste der Versöhnung gedacht ist. Ohnehin soll der Kulturpalast wie schon früher auch eine Bühne für Jazz, Weltmusik und andere Genres sein.
In der Eröffnungsphase kehrt mit Marek Janowski ein Dirigent an das Pult der Philharmoniker zurück, der als ihr Chef 2003 im Streit um den neuen Saal entnervt das Handtuch warf. Die neue Saison steht unter dem Motto Klangwelten und bringt ein Wiedersehen mit Künstlern, die der Philharmonie seit langem verbunden sind. Ehrengäste sind als "Artist in Residence" der Countertenor Bejun Mehta und als "Composer in Residence" Heinz Holliger. Tourneen führen unter anderem nach China, Singapur, Südkorea, Japan, Großbritannien und Slowenien.
(dpa/MH)
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