Deutsche Oper Berlin gedenkt vertriebener Mitarbeiter

10. April 2025 - 22:44 Uhr

Berlin (MH) – Mit einem bewegenden Konzert haben Musiker und Sänger der Deutschen Oper Berlin an jüdische Angestellte erinnert, die nach der Machtergreifung Adolf Hitlers 1933 ihre Arbeit am Haus verloren. Das Publikum in der Tischlerei, einer Nebenspielstätte der Oper, spendete am Donnerstag langen Applaus und jubelte den Mitwirkenden zu.

Gedenkkonzert Deutsche Oper Berlin

Gedenkkonzert Deutsche Oper Berlin

Gewürdigt wurden der Tenor Pál Fehér, der Regieassistent Theo Front, der Komponist und musikalische Berater Berthold Goldschmidt und die Chorsängerin Hilde Reiss. Die Schauspielerin Margarita Broich las aus Archivdokumenten, die von ihrem Leben handelten. Im Hintergrund wurden Fotos der Verfolgten, historische Opernplakate und Schriftstücke eingeblendet.

Die Reihe "Wider das Vergessen" wird seit 2020 von dem Solopauker Benedikt Leithner gestaltet und in jeder Spielzeit fortgesetzt.

Einfühlsam interpretierten der Tenor Kangyoon Shine Lee und die Mezzosopranistin Seungeun Oh "O tuneful voice" aus Joseph Haydns "10 Canzonets" und Viktor Ullmanns Lied "Herbst". Orchestermitglieder spielten außerdem das Streichquartett Nr. 2 von Goldschmidt und – gemeinsam mit den Pianistinnen Elda Laro und Jisu Park – die Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug von Béla Bartók.

Hilde Reiss, die an der Musikhochschule Berlin studierte, wurde 1925 als Sopranistin in den Chor der damaligen Städtischen Oper Berlin aufgenommen. Über die Zeit nach ihrer Entlassung 1933 ist wenig bekannt. 1943 wurde sie in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort – wie auch der Komponist Ullmann – ermordet.

Der in Budapest geborene Pál Fehér kam 1928 an das Berliner Opernhaus und war nach 1933 zunächst Mitglied im Jüdischen Kulturbund. Nach Stationen in Wien und Zürich kehrte er nach Ungarn zurück, überlebte die Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs und sang danach bis zu seinem Tod 1959 an der Staatsoper in Budapest.

Theo Front, der 1931 von Darmstadt an die Städtische Oper Berlin wechselte, konnte vor den Nazis in die USA fliehen. Später gründete er einen Noten- und Musikalienhandel, der auch nach seinem Tod 2003 weiterbesteht.

Wie Front hatte Berthold Goldschmidt mit dem Intendanten Carl Ebert in Darmstadt zusammengearbeitet, bevor er ihm nach Berlin folgte. 1932 kam seine erste Oper „Der gewaltige Hahnrei“ in Mannheim zur Uraufführung. Wegen der Repressalien durch das Hitler-Regime emigrierte er nach England, wo er sich als Dirigent einen Namen machte. Nach dem Krieg wurde sein Schaffen in Deutschland wiederentdeckt. 1991, fünf Jahre vor seinem Tod, wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.

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(ck/wa)

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