Wien/Berlin – Mehr Engagement für musikalische Bildung haben die Musikräte von Deutschland, Österreich und der Schweiz gefordert. Parlamente und Regierungen müssten bessere Rahmenbedingungen in den Schulen und Musikschulen schaffen, erklärten die Organisationen am Donnerstag während ihrer Jahrestagung in Wien.
Kinder und Jugendliche hätten immer weniger Möglichkeiten, die Vielfalt der Musik in Theorie und Praxis kennenzulernen. Hauptursachen seien ausfallender Musikunterricht in den allgemeinbildenden Schulen und zunehmender Fachkräftemangel. Verschärft werden die Situation durch fehlende Freiräume infolge des sich verdichtenden Lebensalltages. Die UNESCO-Konvention zum Schutz und zur Förderung der kulturellen Vielfalt greife aber nur, wenn Kinder von Anfang an die ganze Bandbreite musikalischer Vielfalt erfahren könnten.
Einstimmig verabschiedeten die Musikräte vier Forderungen zur musikalischen Bildung:
"1) Die Orte kultureller Erstbegegnung wie Kindertagesstätte, Schule und Musikschule müssen eine qualifizierte und kontinuierliche Musikalische Bildung für alle Kinder und Jugendlichen gleich welcher sozialen und ethnischen Herkunft ermöglichen.
2) Alle gesellschaftlichen Gruppen sind aufgefordert, Freiräume für kreative Erfahrungen zu ermöglichen. Dazu gehören die stärkere Integration kultureller Praxen in den Schulalltag durch Kooperationen mit außerschulischen Bildungsträgern und Kultureinrichtungen.
3) Die allgemein bildenden Schulen müssen in die Lage versetzt werden, durchgängig über die gesamte Schulzeit Musikunterricht für alle Klassen anzubieten.
4) Die öffentlichen Musikschulen müssen über ausreichende Unterrichtskapazitäten verfügen, um die instrumentale und vokale Musikalische Bildung gewährleisten zu können. Bei 'ganztägigen' Schulformen soll die Zusammenarbeit von Schulen und Musikschulen institutionalisiert werden."
Mit ihren Forderungen orientieren sich die Musikräte an der UNESCO-"Road Map for Arts Education" von 2010 und der darauf basierenden "Bonn Declaration" des Europäischen Musikrates (2011).
(wa)
Musikrat-Generalsekretär kritisiert Ökonomisierung der Musik
Christian Höppner: "Musik um ihrer selbst willen fördern" (Interview)
Links:
http://www.musikrat.de/
http://www.oemr.at/
http://www.musikrat.ch/