Wenn die Berliner Philharmoniker ab 2013 mit ihrem Osterfestival von Salzburg nach Baden-Baden wechseln, wollen sie auch ihre dazugehörenden Bildungsaktivitäten intensivieren. Langfristig sei die Einrichtung einer internationalen Akademie für junge Musiker geplant. Zudem wolle man verstärkt mit Musikschulen und Hochschulen im dortigen Umland zusammenarbeiten, erklärte Intendant Martin Hoffmann bei der Jahrespressekonferenz des Orchesters am Montag in Berlin.
Diese Initiativen sind Teil des Education-Programms der Berliner Philharmoniker, das 2002 von ihrem Chefdirigenten Sir Simon Rattle ins Leben gerufen wurde. Es soll die Arbeit des Orchesters und seine Musik so vielen Menschen wie möglich zugänglich machen. Dem gleichen Ziel dient auch die zunehmende multimediale Verbreitung seiner Veranstaltungen. Sie findet neben Fernseh- und Kino-Übertragungen besonders über die Digital Concert Hall statt.
Die 2009 eröffnete Internet-Plattform hat inzwischen Besucher aus 96 Ländern. Ein Viertel der Tickets werden in Deutschland verkauft, 20 Prozent in Japan und 18 Prozent in den USA. In der kommenden Saison werden erneut 30 Konzerte live übertragen. Während bisher fast ausschließlich Veranstaltungen der Berliner Philharmoniker selbst gezeigt werden können, ist in der kommenden Saison erstmals ein Livestream mit dem Bundesjugendorchester geplant.
In ihrem Haus selbst und in der ganzen Stadt werden die Berliner Philharmoniker viele bewährte Projekte ihres Education-Programms fortsetzen und erweitern. Das Spektrum reicht von den moderierten Familienkonzerten über das Programm KlangKIDS für die ganz Kleinen, Probenbesuche für Oberschulklassen und "Kofferkonzerte" der Musiker in sozialen Einrichtungen bis zur Vortragsreihe "Hörstudio" für alle Musikinteressierten und dem Schüler-Kompositionswettbewerb. Darüber hinaus werden Fortbildungsworkshops in kreativer Musikvermittlung für Musikpädagogen, Multiplikatoren und Orchestermusiker angeboten.
Bei ihrem alljährlichen Tanzprojekt arbeiten die Berliner Philharmoniker dieses Mal mit der renommierten Choreographin Sasha Waltz zusammen. "Wir freuen uns schon sehr auf die Arbeit mit Sasha Waltz", erklärte dazu Chefdirigent Rattle. Während einer mehrwöchigen Probenphase macht die Tanztruppe Berliner Schulkinder verschiedenen Alters und aus allen Stadtteilen mit der Gestalt "Carmen" aus der gleichnamigen Bizet-Oper vertraut. Die gemeinsame Aufführung wird auf der "Carmen"-Suite von Rodion Schtschedrin basieren. Unmittelbar davor wird eine zweite Gruppe Schulkinder mit Orchestermitgliedern eigene Chorstücke auf Grundlage der Oper "Carmen" präsentieren.
Neben den beliebten Lunchkonzerten am frühen Nachmittag führen die Berliner Philharmoniker auch spätere Veranstaltungen ein. In der neuen Reihe "Late Night" gibt es fünf einstündige Konzerte unter der Leitung von Sir Simon Rattle. Beginn ist jeweils 22.30 Uhr, direkt nach dem Abonnementkonzert. Dessen Besucher können kostenlos gleich dabeibleiben. Wer ausschließlich zur "Late Night" kommen möchte, zahlt zehn Euro Eintritt. Mit der "Late Lounge" startet eine weitere "späte" Reihe: Ein spannender Mix aus zeitgenössischen Werken und Weltmusik lässt den Abend nach einem Konzertbesuch auf besondere Weise ausklingen.
In der Saison 2011/12 können die Berliner Philharmoniker erneut zahlreiche Gastmusiker begrüßen. Pianist in Residence der Spielzeit ist Murray Perahia. Weitere Gäste sind Dirigenten wie Gustavo Dudamel und Andris Nelsons sowie Pablo Heras-Casado, der sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern gibt. Lebhaft ist zudem die Reisetätigkeit des Orchesters. Zweimal tritt es in der arena in Berlin-Treptow auf, einmal in der Waldbühne und 29 Mal auf Konzertreisen sowie mit zwei Opernaufführungen in Salzburg. Auch die Kammerensembles der Berliner Philharmoniker werden in zahlreichen Veranstaltungen "die Musik hinaustragen in die Stadt", wie Intendant Martin Hoffmann sagte.
Das komplette Saisonprogramm ist ab sofort im Internet und in der Philharmonie erhältlich.
(wa/tr)