Sonntag, 14. April 2013 / 03:10 – 05:00 Uhr
ARTE
Dokumentation (Deutschland 2005) Mit Jessye Norman gewährt eine bedeutende und weltweit erfolgreiche Sängerin einen Einblick in ihr Leben. Mit dem österreichischen Künstler André Heller spricht die Sopranistin über ihre künstlerische Laufbahn, ihre Ängste, Inspirationen, Freuden und Verstörungen sowie über die Schwierigkeiten, ein Star zu sein.
Das Gedankenpanorama und die Bekenntnisse der charismatischen Künstlerin werden dramaturgisch immer wieder durchbrochen von Liedern und Arien. Diese Aufnahmen entstanden in eigens für den Film geschaffenen Kunsträumen der Wiener Rosenhügelstudios. Sie wurden von bedeutenden bildenden Künstlern unserer Zeit gestaltet wie Arnulf Rainer, Brian Eno, Peter Kogler und Peter Pongratz. Ihre Lebensgeschichte erzählt Jessye Norman in mehrtägigen Gesprächen vor der Kulisse von Yves Saint Laurents Paradiesgarten Majorelle und dem Palace Ksar Char-Bagh in Marrakesch.
Wenn es eine Künstlerin gibt, die den Titel der Primadonna Assoluta Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts in Anspruch nehmen darf, so ist es Jessye Norman. Sie ist gefeierter Star der international bedeutendsten Opernhäuser und Orchester und wird als führende Liedinterpretin in aller Welt geschätzt. Geboren 1945 in Augusta im US-Bundesstaat Georgia, studierte sie an der Howard University, dem Peabody-Konservatorium und der Universität von Michigan. 1968 siegte sie beim Internationalen Gesangswettbewerb in München.
Ihre internationale Karriere begann an der Deutschen Oper Berlin. Sofort wurde sie mit Angeboten von Opernhäusern, Konzertveranstaltern und Fernsehanstalten überhäuft. Ihre Position verdankt sie nicht zuletzt einem unkonventionellen Repertoire. Ihre Opernpartien erstrecken sich von Purcell, Haydn, Gluck und Mozart über Verdi, Wagner und Strauss bis zu den Werken von Bartók, Schönberg und Poulenc. Im Recital ist ihre Palette ebenso breit gefächert: Schubert, Brahms und Mahler liegen ihr sehr, aber auch Berg, Ravel, Tippett und die englische Komponistin Weir. Selbst das Spiritual, eine in der ganzen Welt verbreitete vokale Gattung, beherrscht sie perfekt.
In der Spielzeit 1988/89 machte Jessye Norman Geschichte, als sie an der New Yorker Met in der dortigen Erstaufführung in Schönbergs Monodram "Erwartung" auftrat. Es war mit Bartóks Oper "Herzog Blaubarts Burg" gekoppelt, in der sie die Partie der Judith sang. Das gesamte Programm wurde vom amerikanischen Fernsehen live übertragen.
Jessye Norman hat ein besonderes Gespür im Umgang mit dem Publikum. Ob im intimen Ambiente von Londons Wigmore Hall oder der gigantischen Metropolitan Opera: Jeder, der ihre Auftritte miterlebt, meint, sie singe ausschließlich für ihn. Natürlich wird sie nicht nur glühend verehrt, sondern auch zutiefst kritisiert, aber selbst erbarmungslose Kritiker können dem Zauber ihrer Stimme und ihrem ausgeprägten Charakter kaum widerstehen.
Die Sendung in der Nacht von Sonntag zu Montag wird vorerst nicht wiederholt.
(pt/wa)