Demo gegen Kündigungen von Berliner Musikschullehrern

14. Juni 2013 - 07:38 Uhr

Berlin (mh) – Zu einer Kundgebung gegen Entlassungen haben die Berliner Musikschullehrer für (den heutigen) Freitag aufgerufen. Nach Informationen der Gewerkschaft ver.di sind den freiberuflichen Lehrern der bezirklichen Musikschulen, die die neuen Honorarverträge nicht unterschrieben haben, Kündigungen zugestellt worden. Für das neue Schuljahr suchten die Bezirke bereits nach neuen Lehrkräften.

ver.di-Plakat

Ihren Protest wollen die Pädagogen ab 12:30 Uhr durch "viel Musik, zündenden Reden und kultiviertem musikalischem Krawall" zum Ausdruck bringen. Vor dem Konzerthaus am Gendarmenmarkt wird dem Berliner Senat ein symbolischer "Musikschulkiller-Award" verliehen.

Mit den neuen Honorarverträgen sollen die freiberuflichen Lehrer keine monatlichen Pauschalhonorare mehr erhalten, sondern Unterrichtsstunden einzeln abrechnen. Der Senat will damit die Gefahr der Scheinselbständigkeit der über 1.600 Lehrer ausräumen. Diese hingegen befürchten Einkommensverluste von rund 3,2 Prozent. Erst vor einer Woche hatten sie der Bildungsverwaltung fast 22.000 Unterschriften aus einer Online-Petition übergeben. In Berlin sind mehr als 90 Prozent der Lehrer an bezirklichen Musikschulen nicht festangestellt.

"Die Lehrkräfte akzeptieren keine weitere Verschlechterung ihrer Einkommen und Arbeitsbedingen", sagte Gretsch, Bundesvorsitzender der ver.di Fachgruppe Musik. "Musikschullehrkräfte sind Lehrer mit Hochschulabschluss, genau wie ihre Kolleginnen und Kollegen an den allgemeinbildenden Schulen", betonte Gretsch. "Die seit Jahrzehnten gewachsene finanzielle und soziale Benachteiligung ist unerträglich geworden."

Solidarisch äußerte sich der Intendant des Konzerthauses, Sebastian Nordmann: "Ein funktionierendes Musikschulsystem ist für unser Haus wichtig", erklärte er in einem Statement auf Facebook. Die Musiker und Musikvermittler könnten mit Schulbesuchen, Probeneinladungen oder Kinderveranstaltungen nur kurzfristig die Kinder für die Klassische Musik begeistern. Nachhaltigkeit entstehe erst durch den kontinuierlichen Besuch einer Musikschule. "Diese Basis kann nur durch qualitativ hochwertigen Musikunterricht gewährleistet werden und dazu gehört auch ein angemessener Stundenlohn", betonte Nordmann.

(wa)

Mehr zum Thema:

Berliner Musikschullehrer protestieren gegen neue Honorarverträge (09.06.2013)
Gauck: Musikalische Bildung verdient höhere Wertschätzung (27.05.2013)
Studie: Musikschullehrer in prekärer Sozialsituation (02.10.2012)
Protest-Konzert der Berliner Musikschul-Lehrer (22.09.2011)

Link:

http://musik.verdi.de/

Mehr zu diesen Schlagwörtern: , , , , ,
Print Friendly