Berliner Musikschullehrer protestieren gegen neue Honorarverträge

09. Juni 2013 - 19:15 Uhr

Berlin (mh) – In ihrem Widerstand gegen neue Honorarverträge haben die Berliner Musikschullehrer mehr als 20.000 Unterschriften gesammelt. Am Freitag wurde die Petition mit 21.186 Unterzeichnern bei der Senatsverwaltung für Bildung übergeben, teilte der Initiator Dirk Strakhof mit. Die freiberuflichen Lehrer der bezirklichen Musikschulen sollen ab August keine monatlichen Pauschalhonorare mehr erhalten, sondern jede erteilte Unterrichtsstunde einzeln abrechnen.

Der Berliner Senat will mit den neuen Verträgen die Gefahr der Scheinselbständigkeit der über 1.600 Honorarkräfte ausräumen. Diese hingegen befürchten Einkommenseinbußen von durchschnittlich 3,2 Prozent. Nach einer Umfrage der Gewerkschaft ver.di sind ihre Realeinkommen seit 2008 bereits um 16 Prozent auf rund 12.500 Euro brutto im Jahr gesunken. In Berlin sind bis zu 94 Prozent der Lehrer an den bezirklichen Musikschulen nicht festanstellt.

Neben der Überarbeitung der Honorarbedingungen fordern die Musikpädagogen eine jährliche Anpassung ihrer Honorare an die Tariferhöhungen für Angestellte des Landes. Höher bezahlt werden solle zudem der Kursunterricht, der mehr Vorbereitungszeit erfordere als der Einzelunterricht. Unzureichend seien auch die Honorare für Prüfungen, die zwischen 7,16 und 10,33 Euro liegen. Mittelfristig fordern die Musikschullehrer die Aufnahme von Tarifverhandlungen und die Einrichtung fester Stellen zur "Abkehr vom Übermaß der freien Mitarbeit".

Unterstützung erhielten die Berliner Musikschullehrer unter anderem von der Deutschen Orchestervereinigung. Der Berliner Senat sei aufgefordert, "sich von seiner unsäglichen Politik zu verabschieden, das Versorgungsangebot an Musikschulunterricht allein zu Lasten der freiberuflichen Honorarkräfte zu ermöglichen", erklärte der stellvertretende DOV-Geschäftsführer Andreas Masopust am Freitag. "Die freiberuflichen Musikschullehrkräfte brauchen einen Tarifvertrag, der ihre Arbeitsverhältnisse klar regelt", sagte er weiter.

Zu einer weiteren Protestkundgebung haben ver.di und die Landes-Lehrervertretung der Berliner Musikschulen für den kommenden Freitag aufgerufen. Ihren Angaben zufolge soll Lehrern, die die neuen Verträge nicht unterschrieben haben, noch in diesem Monat gekündigt werden. Beginn der Demonstration ist um 12:30 Uhr vor dem Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Dabei wird dem Berliner Senat der "Musikschulkiller Award 2013" verliehen.

(wa)

Mehr zum Thema:

Gauck: Musikalische Bildung verdient höhere Wertschätzung (27.05.2013)
Musikschulkongress legt Wahlprüfsteine zur Bundestagswahl vor (29.04.2013)
Studie: Musikschullehrer in prekärer Sozialsituation (02.10.2012)
Christian Höppner: "Musik um ihrer selbst willen fördern" – Kinder ihren Weg finden lassen (14.09.2012)
Lammert: Bildung ist Achillesferse der deutschen Kulturlandschaft (13.09.2012)
Protest-Konzert der Berliner Musikschul-Lehrer (22.09.2011)

Link:

Petition "Diese Verträge für die nicht festangestellten Musikschullehrer Berlins wollen wir nicht!!!"

Mehr zu diesen Schlagwörtern: , , , ,
Print Friendly