"Così fan tutte" inszeniert von Michael Haneke

18. Juni 2013 - 08:34 Uhr

Freitag, 21. Juni 2013 / 20:15 – 23:25 Uhr
ARTE

Oper (Frankreich 2013, Erstausstrahlung) Wie berauschend schön und zugleich schrecklich bitter die ersten Erfahrungen mit der Liebe sein können, demonstriert Wolfgang Amadeus Mozart in "Così fan tutte" oder "Die Schule der Liebenden". In der Oper enthüllt er seine liberale, menschliche Sicht auf die Liebe und zeigt, dass man den Unterschied zwischen Liebe und Begehren kennen muss, um schadlos durchs Leben zu gehen.

Così fan tutte

Mit "Così fan tutte" präsentierte der österreichische Filmemacher Michael Haneke Anfang 2013 am Teatro Real de Madrid seine zweite Operninszenierung, die Publikum und Kritiker begeisterte. Dass Haneke vor seiner Filmkarriere am Theater tätig war, merkt man seiner Inszenierung an. Die unter großem Aufwand ausgewählten und angeleiteten Darsteller spielen natürlich und authentisch und bringen die Verletzlichkeit der Figuren von Mozart und dem Librettisten Lorenzo Da Ponte ergreifend zum Ausdruck.

Mit einer originellen Kulisse – einem Palast des 18. Jahrhundert mit zeitgenössischem Interieur – und einem Kostümball, der die geschickte Einbettung der Verkleidungsszene erlaubt, verbindet Haneke zwei Rezeptionsepochen der Oper und veranschaulicht gleichsam die Zeitlosigkeit dieses Werkes rund um die allermenschlichsten Gefühle.

Die Handlung von "Così fan tutte" ist scheinbar simpel: Zwei junge Männer sind mit einem Schwesternpaar verlobt und von der Treue ihrer Liebsten überzeugt. Bis sie mit dem zynischen, alten Junggesellen Alfonso eine Wette abschließen: Sie geben vor, in den Krieg zu ziehen und kommen dann in der Verkleidung zweier albanischer Verführer zurück, um die beiden Schwestern in die Falle zu locken und ihnen ein Heiratsversprechen abzuringen.

Wenn "Così fan tutte" bisweilen ohnehin als frivoles Stück gilt, so führt Haneke die tragische Geschichte der Liebhaber, von denen es in seiner Version drei gibt, geradezu grausam weit. In nur einem Tag gelingt es dem hämischen Alfonso und seiner verbitterten Gefährtin Despina, alle Illusionen der Liebenden zu zerstören. Hier ist das ganze Leben nichts als ein eiskalt kalkuliertes, hinterhältiges Spiel.

Unter der Leitung von Sylvain Cambreling liefern Annett Fritsch (Fiordiligi), Paola Gardina (Dorabella), Juan Francisco Gatell (Ferrando), Andreas Wolf (Guglielmo), Kerstin Avemo (Despina) und William Schimell (Don Alfonso) eine besonders realistische und so faszinierende wie verstörende Darbietung.

(pt/wa)

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