Pina Bausch: Vollmond

24. Juni 2013 - 08:33 Uhr

Mittwoch, 26. Juni 2013 / 21:55 – 23:50 Uhr
ARTE

Tanz (Deutschland 2010, Erstausstrahlung) Vollmond und Nacht, auf der Bühne Wasser, ein riesiger Felsen und die ausdrucksstarken Tänzer und Tänzerinnen des Tanztheaters Wuppertal – mehr braucht es nicht für eines der großen Werke von Pina Bausch. Zwölf Tänzer spielen in der silbernen Landschaft, sind dem Regen und schließlich dem Orkan ausgesetzt, der über die Bühne tobt. Männer und Frauen sind einander ausgeliefert, suchen fieberhaft nach der Liebe: der Kampf der Geschlechter als Zentrum der Beziehungen.

Pina Bausch ...

"Vollmond" zeigt Pina Bauschs Kunst in voller Blüte. Eine überschäumende Musik bestimmt das Stück, genau so, wie das großartige Bühnenbild von Bauschs langjährigem Mitarbeiter Peter Pabst. Ein großer Fels beherrscht die Szenerie sowie ein Wassergraben. "Ich bin jung. Es ist alles voller Versprechungen. Meine Gedanken fliegen hoch. Und mein Körper ist stark", ruft eine der Tänzerinnen auf der Bühne und zeigt die emotionale Kraft, mit der der "Vollmond" die Tänzerinnen und Tänzer der Tanztheaters Wuppertal antreibt. Sie treten auf zu expressiven Soli, zu spielerischen und absurden Begegnungen, zu zweit oder dritt.

Die meiste Zeit regnet es in dieser Vollmondnacht auf der Bühne, und die Tänzer werfen sich mit der ganzen Wucht ihrer Körpersprache in dieses Stück, klettern über den riesigen Felsen, rutschen den Boden entlang, werden nass und nasser und toben am Ende durchs Wasser, als sei dies ihr eigentliches Element. Sie sind in einer silbernen Landschaft dem Regen und schließlich dem Orkan ausgeliefert, der über die Bühne fegt. Männer und Frauen sind einander verfallen, suchen fieberhaft nach der Liebe: der Kampf der Geschlechter als Zentrum der Beziehungen. Wie in allen neueren Stücken von Pina führt das auch zu leichten und humorvollen Situationen, aber auch zu Angst und Schrecken. So spielerisch das Stück beginnt, so wild und ungezügelt wird es gegen Ende, wenn die zwölf Darsteller bis zur Verausgabung tanzen.

Pina Bausch zählte zu den bedeutendsten Choreografinnen der Gegenwart. Mit ihrer Compagnie hat sie von Wuppertal aus das Tanztheater weltweit revolutioniert. Stücke wie "Blaubart", "Nelken", "Der Fensterputzer", "Café Müller" oder "Kontakthof" haben die Tanzgeschichte reformiert. Bereits mit 14 Jahren begann die 1940 in Solingen geborene Pina Bausch an der Essener Folkwangschule ihre Tanzausbildung. Nach ihrem Abschluss wechselte sie an die berühmte Juilliard School in New York. 1973 wurde sie Direktorin des neugegründeten Tanztheaters Wuppertal, wo bis zu ihrem Tod im Jahr 2009 rund 40 Stücke entstanden sind.

... Vollmond

Ihre Choreografien sind eine Mischung aus Tanz und Theater. Sie erzählen in bewegenden Bildern von inneren Seelenlandschaften, unserem Bedürfnis nach Liebe und thematisieren existenzielle Fragen, mal auf beglückende oder traurige, sanfte oder konfrontierende, und immer wieder auch komische und skurrile Art und Weise. Sie hat mit ihren Tänzern eine neue, ungewöhnliche Körpersprache entwickelt, fernab vom klassischen Ballett: Gesang, Sprache, Alltagsszenen und Pantomime finden in ihren Tanztheaterstücken Verwendung.

Fast 400 Vorstellungen hat das Tanztheater seit Pinas Tod gespielt. Der Höhepunkt waren 20 Auftritte im kulturellen Beiprogramm der Olympischen Spiele in London vergangenes Jahr vor insgesamt 26.000 Zuschauern. Bis 2015 wird es erst einmal keine Neuinszenierungen am Tanztheater Wuppertal geben.

(pt/wa)

Mehr zu diesen Schlagwörtern: , ,
Print Friendly