Donnerstag, 19. März 2015 / 23:25 – 00:15 Uhr
Bayerisches Fernsehen
Dokumentation (Deutschland 2005) Sergiu Celibidache beim Proben – eine absolute Rarität! Das Filmporträt zeigt den großen Orchestererzieher und die konzentrierte Zusammenarbeit eines eingespielten Teams bei den Proben zur 9. Symphonie von Anton Bruckner. Celibidache hatte seit 1979 nur noch die Münchner Philharmoniker dirigiert und das Orchester nach seinen Vorstellungen geformt.
Gab es in den ersten Jahren noch heftige Auseinandersetzungen auf den Proben mit oft scharfen Tönen, so herrscht in diesem Dokument der Ton sachlichen, herzlichen, fast freundschaftlichen Einvernehmens vor. Im Gegensatz zur gängigen Konzert- und Probenfilmästhetik konzentriert sich der Filmautor ganz auf den Dirigenten und zeigt die Musiker immer nur dann, wenn es zu einem – musikalischen oder verbalen – Dialog mit ihm kommt. So wird, in ungewöhnlich langen Einstellungen, sichtbar, wie Celibidache die Musik erlebt. Unterbrochen werden die Proben von Gedanken Celibidaches aus einem Interview von 1988 über Fragen der Musik.
Regisseur Jan Schmidt-Garre arbeitete von 1988 bis 1991 an einem großen Filmporträt Celibidaches. Die 100-minütige Dokumentation "Celibidache – Man will nichts, man lässt es entstehen" kam im Frühjahr 1992 in die Kinos. Der Film wurde auf vielen Festivals gezeigt und mit Preisen ausgezeichnet. Von den sechzig Stunden Filmmaterial, die damals produziert wurden, enthält dieses Porträt nur einen kleinen Teil. Der Großteil der historisch einmaligen Aufnahmen wurde 2007 bearbeitet, restauriert und in einer Reihe kürzerer Filme veröffentlicht.
Sergiu Celibidache, geboren 1912 in Rumänien, studierte in Paris und Berlin, wo er zum Vertreter Furtwänglers bei den Berliner Philharmonikern wurde. Er gastierte bei vielen Orchestern, u. a. in Italien, Schweden, Dänemark, Frankreich und Japan, bis er 1979 Chef der Münchner Philharmoniker wurde. Von 1961 bis zu seinem Tod im Jahr 1996 unterrichtete er in Paris, wo er mit seiner Frau und seinem Sohn lebte.
(pt/wa)