Berlin/Buenos Aires – Auch für Daniel Barenboim (75) gibt es noch Debüts: Am (heutigen) Mittwoch führt der Dirigent "Tristan und Isolde" in Buenos Aires auf. "Zum ersten Mal werde ich in meiner Heimatstadt eine Operninszenierung leiten", sagte Barenboim vor der Premiere im legendären Teatro Colón. Der Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden kehrt in die argentinische Hauptstadt zurück – doch nicht wie in Jahren zuvor mit seinem arabisch-israelischen West-Eastern Divan Orchestra, sondern mit der Staatskapelle Berlin.
Es ist ein besonderes Gastspiel für das Berliner Opernhaus. Viermal führt die Staatsoper Harry Kupfers Produktion von 2014 mit dem Riesenengel auf der Bühne im "Colón" auf, fünfmal spielt das Orchester im Kultur- und Musikzentrum CCK: Gleich viermal die Sinfonien von Johannes Brahms, dazu kommt ein Abend mit Claude Debussys "Images" und "Sacre du Printemps" von Igor Strawinsky. Drei Wochen volles Programm. Die 2.500 Plätze des Teatro Colón und in dem zum Konzerthaus umgebauten einstigen Post-Hauptamt sind seit Monaten ausverkauft. "Festival Barenboim" nennen die Veranstalter die Reihe.
Die langen Abende im Teatro Colón sind für Barenboim auch mit Kindheitserinnerungen verbunden. In dem Opernhaus sah er erstmals die großen Dirigenten – Fritz Busch, Erich Kleiber, Wilhelm Furtwängler. Mit sieben Jahren gab er in Buenos Aires sein erstes Klavierkonzert – "allerdings nicht im "Colón"", wie er sich heute erinnert, "sondern in einem kleinen Saal, der nicht mehr existiert".
Somit ist der Auftritt ein Heimspiel. Der argentinisch-israelische Dirigent und Pianist, der Buenos Aires im Alter von zehn Jahren zusammen mit den Eltern in Richtung Israel verließ, wird während seines Aufenthaltes vom argentinischen Parlament geehrt – "in Anerkennung seiner Lebensleistung und seines Einsatzes für demokratische und republikanische Werte", wie es zur Begründung heißt. Eine Begegnung mit dem Staatspräsidenten Mauricio Macri dürfte es wohl auch geben.
Auf den Straßen in Buenos Aires wird der Maestro immer wieder von Passanten erkannt und gegrüßt. In einem Interview mit einer argentinischen Zeitung lobte er Papst Franziskus, ebenfalls ein Landsmann.
Zuletzt war Barenboim mit der Staatskapelle vor zehn Jahren nach Buenos Aires gereist. Eigentlich sollte er damals in dem nach jahrelanger Restaurierung wiedereröffneten Opernhaus dirigieren. Doch das Teatro Colón mit seiner weltweit bewunderten Akustik war eine Baustelle, die Gäste aus Berlin mussten in ein Theater und danach in ein Boxstadion ausweichen.
Jetzt stehen die Sterne günstig. Seit einigen Jahren bietet das Teatro Colón ein international konkurrenzfähiges Programm mit einheimischen Kräften und Gästen aus aller Welt. Auch die Staatoper ist mit einem Starensemble an die Rio de la Plata gereist – unter anderem mit Peter Seiffert, Anja Kampe, Irene Theorin und Angela Denoke.
(dpa/MH)
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