Hamburg/Berlin (MH) – Die russische Sopranistin Anna Netrebko war "schockiert" über die russische Invasion in die Ukraine. Sie kenne viele Schicksale, Menschen, die bombardiert wurden oder die flüchten mussten, sagte die Sängerin der Wochenzeitung "Die Zeit" (2. Juni 2022). Anders als vom Kreml vorgeschrieben, spricht sie von "Krieg".
Von Wladimir Putin wolle sie sich aber nicht weiter distanzieren. Putin sei immer noch der Präsident Russlands und sie noch immer eine russische Staatsbürgerin, da könne man so etwas nicht machen: "Ich liebe mein Land, meine Kultur, die Menschen. Ich finde es nicht richtig, was dort jetzt gerade passiert, aber ich bleibe eine Russin." Zudem sei in den letzten 20 Jahren viel für die Kultur in Russland getan worden. Gerade das künstlerische Niveau und die ökonomischen Bedingungen hätten sich in der Kunst positiv entwickelt.
An politischen Kampagnen in der Vergangenheit habe sie niemals teilgenommen, erklärte Netrebko. Dass ihr Name 2018 auf einer Liste prominenter Persönlichkeiten auftauchte, die Putin bei der Präsidentschaftswahl unterstützten, habe sie im Vorfeld nicht gewusst: "2012 habe ich Putin gewählt, und ich habe im Vorfeld daraus auch kein Geheimnis gemacht. Ich dachte damals auch, er sei gut für die Kunst in Russland. Aber 2018 wusste ich gar nichts davon, dass mein Name auf der Liste stand."
Ihre aktuelle Aufgabe sieht die Sängerin vor allem darin, bei ihren Auftritten und Konzerten "gegen jegliche Russophobie anzukämpfen", auch wenn man in Russland denke, dass sie ihre Heimat verraten habe.
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(wa)
(Redaktionshinweis: Der Beitrag der "Zeit" lag MH vorab in redaktioneller Fassung vor.)
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