Das Debüt der Musikmesse Classical:NEXT wird von Organisatoren und Musikbranche als großer Erfolg gewertet. Mit über 700 Fachbesuchern aus 39 Ländern seien alle Erwartungen übertroffen worden, teilten die Veranstalter am Montag in München mit. Das Treffen vom 30. Mai bis 02. Juni 2012 sei "ein sehr guter Anfang" gewesen, sagte die Direktorin Jennifer Dautermann. "Classical:NEXT ist die Antwort auf einen seit langem bestehenden Bedarf", erklärte Rainer Kahleyss vom Label-Verband CLASS die große Resonanz.
Das Branchenforum war mit 60 Prozent ausländischen Besuchern bereits in der Erstausgabe ein sehr internationales Treffen. Die drei Teile der Messe – Expo, Konferenz und Showcases – führten Labels, Vertriebe, Verlage, Manager, Künstleragenten, Promoter , Medien und andere zusammen.
In der Ausstellung präsentierten sich 74 Firmen und Organisationen. Die Stände waren bereits wenige Wochen nach Anmeldebeginn vergeben, auf der Warteliste standen doppelt so viele weitere Anwärter. Mehr als 20 Fachleute stießen im Konferenzteil lebhafte Diskussionen an. Die Themen umfassten zukünftige Hörer und Publikum, neue Klänge und Formate, technologische Herausforderungen sowie neue Märkte und Finanzierungsformen.
Die Initiative Open Goldberg Variations präsentierte eine durch Crowdfunding finanzierte Aufnahme der berühmten Bach-Komposition der japanischen Pianistin Kimiko Ishizaka. Anlässlich der Classical:NEXT wurde die Einspielung gemeinfrei und kostenlos online angeboten. Sie wurde innerhalb von drei Tagen von mehr als 200.000 Nutzern im Netz angehört und 50.000 Mal heruntergeladen. Auf der Musikmesse spielte Kimiko Ishizaka die Goldberg Variationen live, während das Publikum die Partitur in Echtzeit über eine Leinwand oder auf dem Mobiltelefon verfolgen konnte. Ermöglicht wurde das durch eine neue Technologie der Open Source Plattform MuseScore.com in Zusammenarbeit mit SampleSumo.
In Live-Konzerten und Video-Porträts wurden neue Talente und frische Ansätze präsentiert. Beinahe 60 Musiker gestalteten ein vielfältiges Showcase-Festival. So stellte die niederländische Pianistin Daria van den Bercken ihr Projekt "Handel at the Piano" vor, mit dem sie neue Hörerschaften gewinnen will. Daneben hatte die Jury unter anderem die mehrmaligen ECHO Klassik-Gewinner von "Sax Allemande", das korsische Vokal-Septett "A Filetta" und das Ensemble CARION aus Dänemark ausgewählt.
Das "Classical" im Namen "Classical:NEXT" fand am Eröffnungsabend seinen Ausdruck. Die etablierte musikalische Tradition von Barock bis Romantik – die conditio sine qua non der Klassik – präsentierten unter anderem der Pianist Eldar Nebolsin (Usbekistan/Spanien) und die Geigerin Tianwa Yang (China/Deutschland). Im Zeichen des "NEXT" legte das Abschlusskonzert den Fokus auf modernes und zeitgenössisches Repertoire. Das Orchester Jakobsplatz München, das Quartet New Generation und der Komponist und Pianist Moritz Eggert zeigten in kurzen, prickelnden Aufführungen, wohin sich die klassische Musik in der Zukunft bewegen kann.
Neben den Live-Auftritten erwiesen sich sieben Video-Showcases als ideales neues Präsentationsformat für große Ensembles und Komponisten. Auch Bühnenproduktionen oder noch nicht fertige Projekte konnten dadurch den Fachbesuchern nahegebracht werden.
Unter dem Motto "Classical:NEXT goes public" bot die Musikmesse verschiedene Veranstaltungen für das Münchner Publikum. Das International Music + Media Centre (IMZ) aus Wien steuerte ein Filmprogramm bei, das von Live-Mitschnitten und Theaterproduktionen über Animationsfilme bis zu Dokumentationen reichte. Daneben fand mit "Classical Next Level" ein komplementäres Festival in den Münchner Clubs "Bob Beaman" und Harry Klein" statt. Es brachte zeitgenössische klassische Musik in einen Club-Kontext. Angestoßen von den Messe-Organisatoren wurde es unabhängig kuratiert und durchgeführt von Maria Nguyen-Nhu. An zwei Abenden hörte das Club-Publikum aufmerksam und begeistert Musikern wie "Double Drums" und Mitglieder des Münchener Kammerorchesters zu.
Classical:NEXT wurde von Verband unabhängiger Klassik-Labels "CLASS" initiiert und von dem Berliner Unternehmen piranha WOMEX produziert. Die zweite Ausgabe der Musikmesse soll im Frühjahr 2013 stattfinden.
(wa)
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