Berlin (MH) – Erstmals seit fünf Jahren ist das Boston Symphony Orchestra (BSO) wieder beim Musikfest Berlin aufgetreten. Mit seinem Chefdirigenten Andris Nelsons bot das Ensemble am Dienstag ein quasi amerikanisches Programm. Dabei präsentierte sich das Orchester mit nahezu perfektem Klang. Besonders die in allen drei Werken geforderten Bläser waren unglaublich stark.
Mit dem zweisätzigen "Makeshift Castle" der 35-jährigen New Yorkerin Julia Adolphe stand eingangs ein Auftragswerk auf dem Programm, das das BSO 2022 in Tanglewood uraufgeführt hat. Während dem ersten Satz mit verschiedenen Effekten eine Linie fehlte, hinterließ der zweite, malerische Satz mehr Eindruck.
Glanzpunkt des Abends war das Concerto in F des ebenfalls in New York geborenen George Gershwin, unter anderem dank des virtuosen Jean-Yves Thibaudet am Klavier. Unter Nelsons' Leitung war ihm das Orchester nicht nur Begleiter, sondern gleichwertiger Partner. Sowohl der Solist als auch die Bostoner brillierten mit präziser Jazz-Rhythmik und breiter, klanglicher Farbpalette. Auch hervorzuheben ist die Leistung des Solo-Trompeter, der einen perfekten jazzigen Sound kreierte. Direkt nach dem letzten Ton brach schon Jubel im Saal aus.
Nach der Pause erklang Igor Strawinskys Ballett-Musik "Petruschka" in der revidierten, 1946/47 in Los Angeles entstandenen Fassung. Auch diese "Burlesken Szenen in vier Bildern" spielte das Orchester wie aus einem Guss und ohne Effekthascherei. Am Schluss gab es viel Applaus und Bravo-Rufe.
Der Lette Nelsons ist seit 2014 Chefdirigent des Boston Symphony Orchestra. 2018 wurde er zudem Kapellmeister des Gewandhausorchesters zu Leipzig und führte beim Musikfest Berlin seine beiden Wirkungsstätten zusammen: Mit dem BSO und den Chören des Leipziger Gewandhauses interpretierte er damals die 3. Symphonie von Gustav Mahler.
Mit dem Musikfest starten die Berliner Klangkörper – die Philharmoniker, das Deutsche Symphonie-Orchester, das Konzerthausorchester mit seiner neuen Chefdirigentin Joana Mallwitz sowie das Rundfunk-Sinfonieorchester – und internationale Orchester, Ensembles und Solisten jeweils in die neue Spielzeit. In diesem Jahr stehen bis zum 18. September mehr als 60 Kompositionen auf dem Programm. Spielstätten des Musikfests 2023 sind der Große Saal und der Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin sowie bei einem Konzert die Gethsemanekirche.
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(tr/wa)
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