Heidelberg/Berlin (mh) – Mit 34.700 Besuchern bei 138 Veranstaltungen hat der "Heidelberger Frühling" den Vorjahresrekord von 33.800 Besuchern übertroffen. Das teilten die Veranstalter zum Abschluss mit. Das Musikfestival unter dem Motto "Perspektiven" endete am Samstag mit einem ausverkauften Konzert der Kammerphilharmonie Bremen unter Sir Roger Norrington.
Zu den Höhepunkten dieser Saison zählten Auftritte von Künstlern wie der Mezzosopranistin Elina Garanca, des Pianisten Grigory Sokolov und des Geigers Joshua Bell. Bei der deutschen Erstaufführung seines Liederzyklus "LUNEA" mit dem Bariton Christian Gerhaher und dem Pianisten Gerold Huber war auch der Komponist Heinz Holliger anwesend. Uraufführung feierte eine Koproduktion des "Frühlings" mit John Neumeiers Bundesjugendballett. Der Abend "Folk Songs" wird dieses Jahr auch bei den Hamburger Balletttagen und beim Festival "Young Euro Classic" im Berliner Konzerthaus aufgeführt.
Erstmals hat das Festival den "Musikpreis des Heidelberger Frühlings" verliehen. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung soll der Vermittlung von Kunst und Musik national noch mehr Gehör verschaffen. Sie wird künftig jährlich an Kulturschaffende vergeben, die sich durch einen außergewöhnlichen persönlichen Einsatz substanziell und nachhaltig um die Vermittlung von klassischer Musik verdient machen. Erster Preisträger war der Komponist und Klarinettist Jörg Widmann.
Mehrere Neuerungen gab es in der Festival Akademie, die sich dem Austausch unter Künstlern sowie zwischen Künstlern und Publikum widmet. Pianist Igor Levit wurde zum Künstlerischen Leiter der Kammermusik Akademie ernannt. Die Lied Akademie hat erstmals die öffentlichen Meisterkurse des Künstlerischen Leiters Thomas Hampson live im Internet übertragen. In der Akademie Junger Komponisten unter Leitung von Matthias Pintscher wurde der Liederzyklus "…unendlicher Geheimnisse schweigender Bote" von Ulrich Alexander Kreppein uraufgeführt. Das Auftragswerk hatte der Komponist als Gewinner des Jurypreises 2012 der Komponisten-Akademie verfasst. Der diesjährige Preisträger Amir Shpilman wird das Auftragswerk für das Festival 2014 komponieren.
"Die vielbeschworene 'Krise des Konzerts' gibt es meiner Meinung nach nicht", sagte Festivalintendant Thorsten Schmidt. Diese These sei auch bei einem Kongress über Aufgaben und Zukunft des Festivals diskutiert worden, an der Ende März unter anderem die Intendanten der Berliner Philharmoniker, der Hamburger Elbphilharmonie, der Salzburger Festspiele und der Wiener Festwochen teilgenommen haben. Dem von Demographen vorgerechneten Publikumsrückgang könne man entgegenwirken "mit einem kreativen Programmkonzept, das die Bedürfnisse der Besucher nach Kommunikation, Gemeinschaft und vor allem intensiver Auseinandersetzung mit Kunst ernstnimmt", erläuterte Schmidt das Fazit der Tagung.
In diesem Sinn beschäftigt sich der "Heidelberger Frühling" bereits seit längerem mit neuen Präsentationsformen für klassische Musik, bezieht das Publikum in kommunikative und künstlerische Prozesse mit ein und entwickelt Vermittlungsangebote für jüngere Publikumsschichten und Klassik-Einsteiger. Beispiel dafür sind die neue "Late Night Lounge", bei der hochkarätige Komponisten und Musiker ihre Konzerte selbst moderieren, und das im Januar gestartete Multimediaprojekt 60tagefruehling.de. "Wir befinden uns in Zeiten eines gravierenden Wandels von der Informationsgesellschaft zu einer Gesellschaft der Mitwirkung", sagte Festivalintendant Thorsten Schmidt. Dabei habe gerade der Kulturbereich eine Vorreiterfunktion einzunehmen.
Der nächste "Heidelberger Frühling" findet vom 15. März bis 12. April 2014 statt. Das Programm wird im Herbst veröffentlicht.
(wa)
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