Bonn/Berlin (mh) – Der Preis der deutschen Schallplattenkritik hat über seine Jahrespreise entschieden: Elf Titel erhalten die neben der "Nachtigall" und den Ehrenpreisen höchste Auszeichnung, teilte der Verein am Mittwoch in Bonn mit. Das Spektrum reiche von kunstvoll-avantgardistischem Pop über Folk-Jazz bis zum Hörbuch, von Oper bis zu zeitgenössischer Kammermusik und Symphonik. Insgesamt waren 124 Produktionen aus allen Genres nominiert.
Die junge russische Sopranistin Julia Lezhneva imponierte der Jury mit ihrem Debütalbum "Alleluia" (Decca). Eine Aufführung von Giuseppe Scarlattis Buffo-Oper "Dove è amore è gelosia" im böhmischen Schlosstheater von Český Krumlov begeisterte auf DVD/Blu-ray sowohl mit Kulissen und Kostümen als auch mit der interpretatorischen Leistung (Opus Arte).
In Vincenzo Bellinis Oper "Norma" brilliert Cecilia Bartoli mit einer neuen Lesart der Titel-Partie (Decca). Alfred Cortot, einem Altmeister der Klavier-Zunft, ist eine denkwürdige Edition auf 40 CDs gewidmet (EMI). Souverän die Einspielung, die Frank-Peter Zimmermann von Hindemiths Violinkonzert vorgelegt hat (BIS Records).
Eine Mammutaufgabe war die vollständige Lesung von James Joyces "Ulysses" mit den Stimmen von Schauspielern wie Matthias Brandt, Axel Milberg oder Hanns Zischler, festgehalten auf 31 CDs (Der Hörverlag).
Das britische Trio Quercus um die Folk-Muse June Tabor verbindet grenzüberschreitende Musik auf Jazz-Basis mit literarischen Texten aus mehreren Jahrhunderten (ECM). Das "Another Self Portrait" aus der "Bootleg Series" wirft ein neues Licht auf Bob Dylan (Sony). Die afrikanische Sängerin Rokia Traoré führt auf ihrer CD "Beautiful Africa" zeitgenössischen Rock aus ihrer Heimat Mali mit britischem Indie-Rock zusammen (Out Here).
Peter Brötzmann, der große Energiespender des deutschen freien Jazz, förderte als Kurator eines österreichischen Festivals einzigartige Begegnungen von Musikern, nachzuhören auf der Fünf-CD-Box "Long Story Short" (Trost Records). Eine Mischung aus subtiler Poesie und unheimlicher Heimeligkeit gelingt der jungen Pop-Poetin Julia Holter: "Loud City Song" reflektiert in eigenständiger Weise den Sound- und Lifestyle-Albtraum der Großstadt im 21. Jahrhundert (Domino Records).
Die Jahrespreise werden im Rahmen öffentlicher Konzerte oder Lesungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz an die Preisträger verliehen.
(wa)
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