Mit einem neuen Besucherrekord ist das Young Euro Classic Festival am Sonntag in Berlin zu Ende gegangen. An fast jedem Abend dieser 12. Saison war das Konzerthaus am Gendarmenmarkt ausverkauft. Die Konzerte – und erstmals auch eine Oper – erlebten seit dem 5. August insgesamt 27.200 Besucher.
Den Abschluss bildete der Auftritt des Orchestre Français des Jeunes aus Frankreich. Nachdem der letzte Ton verklungen war, tanzte das Publikum auf den Rängen. Diese Stimmung war typisch für das Festival der besten Jugendorchester der Welt. Mindestens ebenso bemerkenswert war die musikalische Reife, mit der viele Orchester im Konzerthaus auftraten – vom Schleswig-Holstein Festival Orchester über das Orkester Norden oder das polnische Jugendorchester bis zum European Union Youth Orchestra.
Unter dem Motto "Hier spielt die Zukunft" erklangen bei Young Euro Classic 23 Konzerte, darunter an einem ganzen Sonntag fünf Klavier-Solo-Konzerte im Zweistundentakt. Dieses Projekt bewies auch beim dritten Mal eine außerordentliche Attraktivität. "Exemplarisch geprägt haben Young Euro Classic die festivaleigenen Begegnungsprojekte Deutschland-Türkei und die Akademie Südkaukasus. Die jungen Leute meisterten nicht nur musikalische sondern auch politische Herausforderungen", erklärte Festivalleiterin Gabriele Minz.
Insgesamt spielten 1.400 Musiker im Alter zwischen 13 und 28 Jahren im Berliner Konzerthaus. Sie kamen aus aller Welt. Die weiteste Anreise hatte das Auckland Youth Symphony Orchestra aus Neuseeland. Außerdem waren junge Künstler aus Brasilien, Kolumbien, Russland, Polen, Aserbaidschan, Armenien, Georgien, Frankreich, Skandinavien, Türkei, Niederlande, Amerika, Korea, Afrika und Deutschland zu hören.
"Die Eigenart von Young Euro Classic ist es, die besten Jugendorchester der Welt einzuladen und ihnen großen Freiraum für ungewöhnliche Programme zu geben", erklärte der künstlerische Leiter Dieter Rexroth den großen Zulauf junger Menschen zu klassischer Musik. "Dabei schauen wir eben auch in die noch unbekannten Ecken der Welt und heben wunderbare Schätze in Form von engagierten Ensembles und ihren ungewöhnlichen musikalischen Vorlieben." Neben dem klassischen Repertoire waren auch zwölf Ur- und Deutsche Erstaufführungen zu hören, sechs davon waren eigens vom Festival in Auftrag gegeben worden.
Der Gedanke "Musikalische Bildung ermöglicht sozialen Aufstieg" stand in diesem Jahr programmatisch im Mittelpunkt. Davon zeugten mit beeindruckender Meisterschaft Orchester aus Südamerika sowie das Young Euro Classic Festivalorchester Türkei-Deutschland. Bei Young Euro Classic spielen junge Profis aus aller Welt, deren Karriere nicht selten in einem dieser Jugendorchester beginnt. Unter der Leitung renommierter Dirigenten und im Zusammenspiel mit bekannten Solisten machen sie dabei international zumeist ihre ersten großen Podiumserfahrungen. Zu den prominentesten Künstlern, die im Rahmen des diesjährigen Festivals auftraten, gehörten die portugiesische Pianistin Maria João Pires, der Dirigent und Komponist Peter Ruzicka, der Oboist Albrecht Mayer sowie Vladimir Ashkenazy und Dennis Russell Davies.
(wa)