München/Berlin (mh) – Der Ernst von Siemens Musikpreis geht in diesem Jahr an Christoph Eschenbach. Das teilte die in der Schweiz ansässige EvS Musikstiftung am Donnerstag in München mit. Mit dem Dirigenten, Pianisten und Pädagogen Eschenbach ehre das Kuratorium eine künstlerische Ausnahmeerscheinung, die Orchester, Solisten und Publikum immer wieder aufs Neue in ihren Bann ziehe.
"Er ist ein hochvitaler Dirigent und beeindruckender Orchestererzieher, dessen Größe in einer Art natürlicher Autorität liegt, die Machtgesten und alles Übertriebene, allzu Plakative scheut", hieß es über den Preisträger. Die mit 250.000 Euro dotierte Auszeichnung wird Eschenbach am 31. Mai 2015 in München überreicht.
1940 in Breslau zur Welt gekommen, stellte Eschenbach sein Leben in den Dienst der Musik, die ihm als Kind das Leben gerettet hat. Seine Mutter starb bei seiner Geburt, der Vater wenige Jahre später. Wallydore Eschenbach, eine Cousine seiner Mutter, adoptierte ihn. Die Sängerin und Pianistin gab dem über Leid und Krankheit verstummten Jungen nicht nur die Sprache zurück, als sie ihn fragte, ob er selbst Musik machen wolle und er nach einjährigem Schweigen "ja" antwortete. Die Musik gab "meinem damals schwindenden Leben den Sinn zurück", erklärt der Künstler dieses entscheidende Erlebnis. "Ich bin deshalb dankbar, ganz in ihrem Dienst zu stehen."
Christoph Eschenbach wurde 1955 an der Kölner Musikhochschule in die Klavierklasse von Hans-Otto Schmidt-Neuhaus aufgenommen. Nach dem Abitur begann er zudem ein Dirigierstudium in Hamburg. 1962 gewann er den ARD-Musikwettbewerb in München. 1982 wurde Eschenbach Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Tonhalle Orchesters Zürich, 1988 musikalischer Direktor der Houston Symphony. Bis heute ist er hochgeschätzter Gastdirigent der großen Orchester und Opernhäuser der Welt.
Mit unermüdlichem Engagement fördert und fordert Christoph Eschenbach den künstlerischen Nachwuchs. Hervorragenden jungen Musikern gibt er mitunter ganze Tage lang Unterricht. Wenn es sein muss, macht er sich für sie auch auf Veranstaltersuche. Seine künstlerische Erfahrung gibt Eschenbach regelmäßig in Meisterkursen und Orchesterakademien wie der des Schleswig-Holstein Musik Festivals, der Kronberg Academy oder der Manhattan School of Music weiter.
Der Ernst von Siemens Musikpreis zählt zu den bedeutendsten Auszeichnungen und wird inoffiziell als "Nobelpreis für Musik" bezeichnet. Die 1972 von dem Industriellen Ernst von Siemens gegründete Stiftung vergibt jährlich drei Millionen Euro an Preis- und Fördergeldern. Gefördert werden 2015 weltweit rund 150 Projekte im zeitgenössischen Musikbereich. Der größte Anteil der Förderung entfällt erneut auf Kompositionsaufträge, aber auch Festivals, Konzerte, Kinder- und Jugendprojekte sowie Publikationen werden mit Fördergeldern bedacht. 250.000 Euro entfallen auf die Dotierung des Hauptpreises und je 35.000 Euro sowie die Produktion einer Porträt-CD erhalten die Komponisten-Förderpreisträger.
(wa)
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http://www.evs-musikstiftung.ch
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