Berlin (MH) – Mit einem stark rhythmisch geprägten Tanzpoem hat am Samstagabend das Musikfest Berlin begonnen. In der Philharmonie präsentierte das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Daniel Harding Wolfgang Rihms Ballettmusik "Tutuguri". Das Werk nach einem Hörspiel des französischen Dichters und Theatertheoretikers Antonin Artaud wurde vom Publikum begeistert gefeiert. Den Beifall nahm auch der im Großen Saal der Philharmonie anwesende Komponist entgegen.
Das Jugendwerk Rihms lehnt an Stammesrituale mexikanischer Tarahumara-Indianer an. Sechs Schlagzeuger, die eine Vielzahl unterschiedlicher Instrumente wie Trommeln, Plattenglocken, Donnerbleche, Becken oder Tamtams bearbeiteten, entfesselten eine Art Perkussionsfeuerwerk. Obsessiv erscheinende Wiederholungen stellten die Ohren der Zuhörer während der etwa zweistündigen konzertanten Aufführung stellenweise auf eine Belastungsprobe.
Die Streicher und Bläser des BR-Symphonieorchesters verstärkten den verstörenden Eindruck, den dieses Stück hinterließ. Sirrende Klänge von Geigen und Celli, die teils an Insektenschwärme erinnerten, steigerten sich zu wuchtigen Eruptionen. Flöten setzten schrille Akzente, die bei manch einem Zuhörer fast bis an eine physische Schmerzgrenze gestoßen sein mögen. Vom Tonband wurden Choreinlagen mit Stöhnen und Wehklagen abgespielt, die den rituellen Charakter des Werkes betonten.
Harding leitete die Aufführung mit bemerkenswerter Konzentration und Präzision. Großen Applaus erhielt am Ende des ersten Teils der Sprecher Graham Forbes Valentine, der gleich zu Beginn Artauds Gedicht "Der Ritus der schwarzen Sonne" ausdrucksstark auf Französisch rezitiert hatte. Nach der Pause kam das Orchester nicht mehr auf die Bühne. Die letzte halbe Stunde stand daher ganz im Zeichen des Schlagwerks, das auf einen fulminanten Höhepunkt hinsteuerte.
Das BR-Symphonieorchester ist einer der drei großen Münchner Klangkörper, die beim diesjährigen Musikfest Berlin einen Schwerpunkt bilden. Zu erleben sind auch die Münchner Philharmoniker unter ihrem Chefdirigenten Valery Gergiev und das Bayerische Staatsorchester mit Generalmusikdirektor Kirill Petrenko. Das Konzert des 44-Jährigen wird mit besonderem Interesse erwartet. Es ist sein erster Auftritt in der Hauptstadt seit seiner Ernennung zum neuen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker.
(Von Corina Kolbe)
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