München (MH) – Es ist eine typische Christof-Loy-Inszenierung mit schlichten, weiten Bühnenräumen, meist büronahen Kostümen, dazwischen gekonnt gesetzten optischen Sondereffekten und solider Personenregie. Solide ist überhaupt die passendste Bezeichnung für die Neuproduktion von Mozarts "Le nozze di Figaro", mit der die Bayerische Staatsoper heute die Saison eröffnete. Das Publikum applaudierte nach den Akten mehr brav als enthusiastisch. Nicht immer leichtfüßig, in Details sogar holprig und in großen Szenen klangschön zeigte sich das Bayerischen Staatsorchester, geleitet von Constantinos Carydis.
Loy geht psychologisch verständnisvoll auf die verschiedenen Charaktere ein, differenziert und zeigt Menschen, die sich munter, aber auch mutig dem Hofleben mit seinen Tumulten stellen (müssen). Wie sie angesichts des täglichen Wahnsinns gegenüber der Welt immer kleiner und bunt ameisenhafter werden, zeigen die immer höher wachsenden Räume und Türen mit kaum noch erreichbaren Klinken. Kernaussage: Mozarts sympathisches Welttheater.
Das Sängerensemble überzeugt, aber ist nicht spektakulär. Federica Lombardi und Christian Gerhaher sind ein souveränes Grafen-Paar, Olga Kulchynska verkörpert die Partie der Susanna im München-Debüt. Alex Esposito ist ein eleganter Figaro, und als spritziger Cherubino wirbelt stimmlich und körpersprachlich Solenn' Lavanant-Linke.
Gemischte Stimmung beim Schlussapplaus – das so geistvoll vielschichtige Liebeswirrenwerk braucht in dieser Inszenierung noch etwas Spiel-Zeit, um auch musikalisch zu überzeugen, vor allem, wenn man (österreichischen) Mozart-Feinsinn im Ohr hat.
(Von Martina Kausch)
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(26.10.2017 – 10:00 Uhr)
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